Weibliche Acts sind heuer bei der Eröffnung der Wiener Festwochen in der klaren Überzahl. Quasi als Quotenmänner hat das testosteronlastige Cheerleaderteam Fearleaders Vienna seinen Auftritt.

Foto: Zoe Opratko

Auf Netflix wird Beyoncés Konzert Homecoming seit Wochen tausendfach gestreamt und von der Presse als emanzipatorisches Ereignis bejubelt. Die Show ist eine selbstbewusste Geste des Popstars, der voriges Jahr als erste schwarze Frau Hauptact des Coachella-Festivals wurde. Möglich, dass nach der Eröffnung dieser Wiener Festwochen ähnlich geredet werden wird. Mit dem Line-up auf dem Rathausplatz setzen die Organisatoren nämlich ein Zeichen.

Der Großteil der auftretenden Musiker wird weiblich sein. "Es fühlt sich so natürlich und historisch an. Denn das hat noch nicht stattgefunden, und man fragt sich, wieso noch nicht. Das ist eine starke Aussage", sagt Mirjam Unger. Sie ist die Regisseurin des Abends und wird auch Visuals aus der jungen Wiener Subkultur zeigen.

Heimische Note

Die Eröffnung ist traditionell die heimische Note bei einem Festival, das sich mit dem Rest des Programms die Welt ins Haus holt. Welches Österreichbild heuer also vermittelt wird? Ein diverses.

Man steht ein für Gemeinsamkeit, Gleichberechtigung sowie gegen Diskriminierung, Hetze und Angst. Aus gutem Grund. "Es gibt viele verschiedene Kräfte, die versuchen, die Menschen zu spalten", sagt Unger. "Manchmal möchte man aufgrund einer politischen Situation den Kopf hängen lassen. Wir wollen den Leuten das Gefühl geben, wir haben viel Kraft, uns kann nix passieren."

Breites Spekturm

Der Fokus des von Marlene Lacherstorfer zwischen Wienerlied und Rock breit kuratierten Musikprogramms liegt deshalb nicht nur auf Musikerinnen wie Birgit Denk, Soap & Skin oder Clara Luzia, sondern auch auf solchen mit Nichtwiener Wurzeln wie dem türkisch-wienerischen Geschwisterduo EsRAP oder Jelena Poprzan. Sie wird Georg Kreislers Meine Freiheit, deine Freiheit performen. Ein aktueller Klassiker ist für Lacherstorfer auch Keine Angst von Hansi Lang aus den 70ern. Das passe wieder in unsere Zeit, die sozial etwas angespannter geworden sei.

"Was bei der Eröffnung jedes Jahr stattfindet, ist österreichische Identität und wertvoll", so Unger. Sie wird gerade und richtigerweise neu verhandelt. (wurm, 9.5.2019)