Der erste Gedanke: schade. Yuja Wang hätte man gern mal in so einem ungewöhnlichen Ambiente erlebt. Der zweite Gedanke: die Armen. In so kurzer Zeit Ersatz für die erkrankte Starpianistin auftreiben und ein Notprogramm zusammenbasteln zu müssen ... Beim Auftritt von Igudesman & Joo im Großen Konzerthaussaal stellte sich bald heraus: wieder mal völlig umsonst gedacht!

Programm war genug da: 17 Nummern plus drei Zugaben. And Now Mozart hieß es oft, West Side Story war auch üppig vertreten, und ansonsten wurde quer durch die Musikgeschichte galoppiert, in gewohnt virtuoser Weise.

Mozart-Rap

Hyung-Ki Joo gab das Großmaul und den Macho, sein stahlblauer Glanzanzug oszillierte zwischen Fackeln im Sturm (die Serie) und Bauchstichbeisl. Aleksey Igudesman präsentierte sich als naives Sensibelchen mit Hemdwechselmanie und lasziven Hüftmoves. Für Yuja Wang fand sich vierfacher Ersatz: Ananda sorgte für gutgelaunte Beats, Hillary Klug spielte Geige, tanzte dazu und sah dabei aus wie eine fröhliche Greta Thunberg (ein Oxymoron). Alexandra Tirsu spielte auch Geige und ließ sich von Igudesman anflirten (der Chef darf das), Yu Horiuchi spielte mit ihrem stahlblauen Gatten Klavier und sang.

Bei der letzten Zugabe, Mozart Will Survive, wurde ein Bogen vom barocken Rezitativ bis zum Rap gespannt. Schon lange davor hieß es: Bitte gehen Sie! Die Bitte wurde ausgeschlagen. (sten, 7.5.2019)