In dem Grab bei Koszyce fanden sich die rund 5.000 Jahre alten Überreste von 15 Menschen.

Foto: Piotr Wodarczak

Es war ein grausiger Fund, den Archäologen 2011 nahe der südpolnischen Stadt Koszyce machten: In einem fast 5.000 Jahre alten Massengrab stießen sie auf die Überreste von insgesamt 15 Menschen, die ein brutales Ende gefunden hatten. Alle Individuen wiesen schwere Verletzungen auf und dürften durch gezielte Schläge auf den Kopf getötet worden sein.

Die Art und Weise ihrer Bestattung passte nicht so ganz in dieses Bild: Die Toten waren sorgsam, systematisch und aufwändig begraben worden. Jetzt gelang es einem internationalen Forscherteam, etwas mehr Licht ins Dunkel dieser neolithischen Tragödie zu bringen. Wie die Wissenschafter um Hannes Schroeder (Universität Kopenhagen) im Fachblatt "PNAS" berichten, handelt es sich bei den Toten um Mitglieder einer einzigen Großfamilie. Sie dürften von überlebenden Verwandten begraben worden sein.

Fehlende Männer

Schroeder und Kollegen sequenzierten die DNA der 15 Individuen und stellten so die Verwandtschaftsverhältnisse fest. Im nächsten Schritt glichen sie die genauen familiären Beziehungen mit der jeweiligen Lage der Toten ab. Es zeigte sich, dass sich Mütter mit ihren Kindern und Geschwister nebeneinander im Grab befanden. Wer auch immer sie bestattete, musste sie also gut gekannt haben.

Wie sich herausstellte, befanden sich keine erwachsenen Männer unter den Toten. "Die Ergebnisse legen nahe, dass die älteren Männer der Familie während des Massakers abwesend waren, später zurückkehrten und die Leichen begruben", schreiben die Forscher. Sie vermuten, dass ein Konflikt zwischen benachbarten Kulturen hinter dem Gewaltakt stand.

Konkurrierende Kulturen

Die Toten zählten zur mitteleuropäischen Kugelamphoren-Kultur, benannt nach den für sie typischen kugelförmigen Tongefäßen, die häufig auch als Grabbeigaben dienten. Sie waren weitgehend sesshafte Bauern und unterschieden sich in Herkunft und Sitten von der benachbarten schnurkeramischen Kultur.

Die Schnurkeramiker, die ihren Namen wiederum der traditionellen Verzierung von Gefäßen mit dem Abdruck einer Schnur verdanken, dürften ab dem dritten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung in großer Zahl aus den südrussischen Steppengebieten nach Zentraleuropa eingewandert sein.

Der Auslöser für das Massaker bei Koszyce bleibe zwar unbekannt, so die Studienautoren. Sie mutmaßen aber, dass der Gewaltakt mit Konflikten im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Schnurkeramiker zusammenhängt, die ebenfalls sesshaft wurden und Viehzucht betrieben. (dare, 12.5.2019)