Bild nicht mehr verfügbar.

Für den Nachwuchs nur das Beste: Viele Eltern geben gerne ein bisschen mehr aus.

Foto: Reuters/Roru Hanai

Zürich – Der Schweizer Nahrungsmittelriese Nestlé dreht an weiteren Schrauben um effizienter und profitabler zu werden. In den USA verabschiedet sich der Konzern vom firmeneigenen Liefernetz für Tiefkühlpizza und Eiscreme und baut im Zuge dessen 4000 Stellen ab. Statt Supermärkte und Geschäfte direkt zu beliefern, stellt der Nahrungsmittelkonzern den Vertrieb auf ein Netzwerk um, das Nestle bereits zur Auslieferung von anderen Tiefkühlwaren und Snacks benutzt.

In China hingegen setzt man verstärkt auf das Thema Babymilch. Nachdem vor Jahren Babys gestorben waren, weil sie mit einem minderwertigen Milchpulver, das fast keine Nährstoffe enthielt, gefüttert worden sind, sind die Menschen dort besonders offen für Produkte aus Europa. Nach dem Skandal vertraut man eher der ausländischen Konkurrenz als den lokalen Herstellern. Und man gibt bereitwillig Geld für den Nachwuchs aus.

China ist der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt für Babymilch. Westliche Hersteller wie Nestlé, Danone und Reckitt Benckiser hatten dort jahrelang leichtes Spiel. Für Nestlé zählt das Geschäft mit Babynahrung zu den Wachstumstreibern, jetzt will man die Marktführerschaft in China ausbauen.

Neue Produktlinie

Für die bislang wenig erschlossenen Millionenstädte im Westen des Landes plant der Schweizer Konzern eine neue Produktlinie, um den dort stark vertretenen lokalen Anbietern besser Konkurrenz machen zu können. Das sagte der für die Sparte zuständige Nestle-Manager Thierry Philardeau in einem am Dienstag veröffentlichten Reuters-Interview. Der Westen Chinas mit einer aufstrebenden Mittelschicht verspreche für den Konzern bessere Wachstumsmöglichkeiten als die großen Städte im Osten des Landes, wo das Geschäft mittlerweile langsamer wachse. Um die Konsumenten zu erreichen, setzt Nestlé bei seinen neuen Produkten auf eine Mischung von bekannten Marken und lokal abgestimmtem Vertrieb und Marketing.

Der nun geplante Vorstoß von Nestle Richtung Westen dürfte jedoch kein Selbstläufer werden. Zum einen ist die Konkurrenz durch lokale Anbieter in ländlicheren Gegenden stärker. Deren Produkte sind oft günstiger und entsprechen den Gewohnheiten der Konsumenten. Zum anderen bringt der Verkauf in den weiter entfernten Städten im Westen der Volksrepublik logistische Herausforderungen mit sich. Oft lohnt es sich für westliche Firmen nicht, hier ein eigenes Vertriebsnetz aufzubauen. Sie sind daher auf lokale Partner angewiesen und gehen Kooperationen im Online-Vertrieb ein. (Silke Koltrowitz/Martinne Geller/Reuters, 8.5.2019)