Die Fluglinie Lauda wird wegen ihrer Sitzplatz-Reservierungs-Politik kritisiert.

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Wien/Dublin – Die Billigfluglinie Lauda erhoffe sich durch eine Reservierungspflicht bei Sitzplätzen zusätzliche Einnahmen, berichtete am Mittwoch Aviationnet online. Lauda erklärte demnach, die Plätze nach dem Zufallsprinzip zu vergeben. Eine Sitzplatzreservierung kostet vier Euro pro Passagier und Flug. Für Familien besteht laut Geschäftsbedingungen eine Reservierungspflicht.

"Die Sitzreservierung wird obligatorisch für wenigstens einen Erwachsenen, um einen Sitz kostenfrei für ein Kind zu bekommen", heißt es derzeit in den Allgemeinen Beförderungsbedingungen (ABB) der Laudamotion GmbH. Bei großer Nachfrage, etwa in den Sommermonaten, können die Reservierungsgebühren von vier auf bis zu 15 Euro steigen und auch für Kinder verlangt werden, geht aus den ABB hervor.

Zum Teil widersprüchlich

Die Beförderungsbedingungen sind in äußerst holprigem Deutsch verfasst und zum Teil widersprüchlich. So heißt es im Punkt "Familienbuchungen –reservierte Sitzplätze" wörtlich: "Die Erwachsene, die Sitzplaetze kaufen bekommen den Preis von 4 Euro. Man hat die Wahl die Standardplaetze die Reihe 18 bis 33. Diese Sitzplätze werden kostenlos sein."

Gegenüber "Aviationnet online" erklärte eine Lauda-Pressesprecherin: "Kunden, die keinen Sitzplatz erwerben möchten, erhalten automatisch nach dem Zufallsprinzip beim Online-Check-in einen freien Platz." Das deckt sich mit den Angaben in den ABB, wo es heißt: "Wenn Sie keinen bevorzugten Sitzplatz auswählen und erwerben möchten, dann können Sie zwischen zwei Tagen und zwei Stunden vor jedem gebuchten Flug online einchecken, und Ihnen wird zufällig ein Sitzplatz kostenlos vergeben."

Verbraucherschützer auf dem Plan

Bei Ryanair sorgt diese Praxis seit längerer Zeit für Aufregung. Passagiere und Verbraucherschützer in Irland und Großbritannien hegten schon länger den Verdacht, dass Familien und gemeinsam Reisende über einen Algorithmus absichtlich auseinandergesetzt werden. Laut einem Bericht der irischen Zeitung "Independent" passiert das über den Nachnamen sowie die Buchungsnummer. Laut der "Daily Mail" setzt auch Wizz Air Familien, Paare und Gruppen ohne Sitzplatzreservierungen auseinander. Ob weitere Billigfluglinien ähnlich vorgehen, ist nicht bekannt. In den USA ist das Auseinandersetzen von Familien sogar per Gesetz verboten. Der US-Kongress verabschiedete 2016 den "Families Flying Together Act".

Durch den massiven Preiskampf bei Flügen innerhalb Europas stehen die Airlines unter Druck, neben dem eigentlichen Ticketpreis zusätzliche Umsätze zu lukrieren. So ist bei Ryanair und Lauda seit kurzem kein Handgepäckskoffer mehr inkludiert, kostenfrei ist nur noch eine kleine Tasche, die maximal 20 x 25 x 40 Zentimeter groß sein darf und unter den Sitz passen muss. Ist sie größer, fallen 25 Euro an. Wizz Air zog nach, dort gelten nun die Maße 40 x 30 x 20 Zentimeter. Aber auch die Vorschriften anderer Airlines weichen mittlerweile vom bisher gängigen Maximalmaß für Handgepäck von 55 x 40 x 23 Zentimeter ab, wie ein Vergleich des ÖAMTC kürzlich zeigte.

Zahlreiche Beschwerden

Gegen eine andere Gebühr, jene für den Check-in am Flughafenschalter, laufen bereits Gerichtsverfahren. Die Konsumentenschützer des VKI erwirkten im Auftrag des Sozialministeriums gegen Lauda ein erstinstanzliches Urteil, wonach die Gebühr aufgrund der Höhe von 55 Euro überraschend sei. Die Airline kündigte Berufung an. Die Arbeiterkammer Wien bereitet indes auch eine Klage gegen die Check-in-Gebühren beim Konkurrenzen Wizz Air vor. Sie begründete dies mit zahlreiche Beschwerden, in denen der kostenlose Online-Check-in gar nicht möglich war und am Flughafen dann abkassiert wurde. (APA, red, 8.5.2019)

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