Die Wiener Neos – im Bild Klubchef Christoph Wiederkehr – sehen an Schulen vor allem Direktoren in der Pflicht. Sie fordern daher eine spezielle Ausbildung für sie.

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Wien – Die Neos fordern als Reaktion auf Mobbingfälle an Wiener Schulen eine weisungsfreie Meldestelle, mehr Sozialarbeiter und Schulpsychologen und eine Ausbildung für Direktoren. Außerdem sollen Lehrer externes Coaching in Anspruch nehmen können und ein neues Dienstrecht erhalten, sagten Bildungssprecher Douglas Hoyos und der Wiener Klubobmann Christoph Wiederkehr bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.

Als Anlass nannte Wiederkehr die Fälle einer mobbenden AHS-Lehrerin sowie des von Schülern gemobbten Lehrers an der HTL Ottakring. Reaktion seien bisher lediglich Einzelfallmaßnahmen gewesen, etwa die Gründung einer Kommission.

Eigene Ausbildung für Direktoren

Stattdessen verlangen die Neos eine unabhängige und weisungsfreie Mobbing-Meldestelle für Lehrer wie Schüler in allen Bildungsdirektionen. Für besonders gravierende Fälle soll eine Mobbing-Kommission zuständig sein, die auch Konsequenzen wie Suspendierungen ziehen können soll. Darüber hinaus brauche es an jeder Schule Unterstützungspersonal wie Sozialarbeiter und Schulpsychologen.

Außerdem plädierte Hoyos für eine eigene Ausbildung für Direktoren. "Wir brauchen Direktoren, die auch Managementaufgaben übernehmen." Derzeit seien diese mit administrativen Tätigkeiten bzw. an kleineren Schulen noch zusätzlich mit Unterricht eingedeckt. Änderungen bedürfe es auch im Lehrerdienstrecht: Derzeit seien Lehrer nicht wie Angestellte kündbar. "Und es gibt immer wieder Lehrer, die Karrieren von Schülern zerstören." Ein schlechter Pädagoge könne im Laufe seiner Dienstzeit bis zu 4.000 Schüler negativ beeinflussen. "Ich verstehe nicht, warum Lehrer besser behandelt werden als normale Angestellte."

ÖVP will mehr Wertschätzung für Lehrer

Bereits am Dienstag präsentierte die Wiener ÖVP ihr Maßnahmenpaket – mit ähnlichen Ideen. Die Türkisen halten eine Beratungsstelle für Pädagogen für angebracht – da sich die Lehrer nicht mehr trauen würden, in der Schule bzw. der Bildungsdirektion von ihren Problemen zu berichten. Auch der Ausbau der Gewaltprävention an Schulen sei nötig, befand Bildungssprecherin Sabine Schwarz.

Zudem wäre nach Ansicht der Volkspartei eine anonyme Studie zu den Erfahrungen des Schulpersonals zu erstellen. Die ÖVP kündigte entsprechende Anträge im nächsten Gemeinderat an – und wies das "Gerücht" zurück, der Bund lasse Wien dabei im Stich. So würden etwa die eingesetzten Sozialarbeiter sehr wohl vom Bund bezahlt werden, wurde versichert.

Der Wiener ÖVP-Chef und Kulturminister Gernot Blümel warnte davor, stets die Lehrer zum Sündenbock zu machen, wie das auch im aktuellen Fall zunächst geschehen sei. Das Image des Berufes sei angekratzt: "Deshalb ist es Zeit für mehr Wertschätzung für Lehrer." ÖVP-Bildungssprecher Rudolf Taschner betonte, dass Mobbing rasch sanktioniert werden müsse. Ein rechtzeitiger Einsatz von Schulpsychologen oder Sozialarbeitern hätte wohl dafür gesorgt, dass es nicht zu einer derartigen Eskalation komme.

Time-out "sinnvolle Maßnahme"

Die Einführung von Time-out-Klassen, wie sie derzeit vom Bildungsministerium überlegt und geprüft werden, könnte laut ÖVP-Vertretern "die notwendige Entlastung bringen" und "eine sinnvolle Maßnahme" darstellen. Zusätzlich prüfe die Bundesregierung mögliche Maßnahmen bei Schulpflichtverletzungen und Suspendierungen. (APA, red, 8.5.2019)