Horst Pirker will das "Profil" komplett übernehmen und das Magazin neu positionieren.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Horst Pirker, Mehrheitseigentümer und Geschäftsführer der VGN (Verlagsgruppe News), bestätigt Übernahmepläne für die "Profil"-Redaktion. Die Redaktionsgesellschaft gehört dem "Kurier". Das war 2001 eine Vorgabe des Kartellgerichts für die Fusion der "Kurier"-Magazine mit der Verlagsgruppe News. Pirker versucht nun beim Kartellgericht diese Auflage loszuwerden, erklärte er dem Branchenmagazin "Der österreichische Journalist".

"Zum Kartellgericht gehen"

Der STANDARD berichtete im März über Ambitionen der VGN, auch die "Profil"-Redaktion zu übernehmen. Nun nennt Pirker diese Variante im "Journalist", "zum Kartellgericht zu gehen und das Gericht zu ersuchen, diese seinerzeitige Auflage aufzuheben, weil sich ja in den vergangenen 20 Jahren die Medienwelt entscheidend verändert hat und es ein seltsamer Zustand ist, dass uns das 'Profil' gehört, aber jemand jetzt Fremder die redaktionelle Hoheit dafür hat". Der "Kurier" ist "fremd", seit Pirker und seine Mitgesellschafter, die Familie Fellner ("Österreich"/"Oe24"), mit einer Option aus dem Jahr 2001 die "Kurier"-Anteile an der VGN gegen den Willen des Zeitungshauses übernommen haben.

Der "Kurier" versucht seither "Profil" von der VGN zu übernehmen. Immer wieder kursieren Gerüchte, die beiden Verlage hätten sich schon über den Deal geeinigt, auch auf einen Kaufpreis von sechs bis sieben Millionen Euro. Der "Journalist" fragt nach vier bis fünf Millionen, Pirker: "Das würde wohl nicht reichen."

"Profil" komplett übernehmen

Pirkers Lieblingsvariante: Das "Profil" komplett zu übernehmen und das Magazin neu zu positionieren. Die geplante Positionierung – wohl eine Art Entscheidungsträger-Medium – verrät Pirker in dem Interview nicht. Von der Übernahme des "Profil" hängt laut Pirker auch die Zukunft von "News" ab. Ohne "Profil" könnte "News" diese Rolle bekommen – ob unter diesem oder einem neuen Titel.

"News" bräuchte, Pirker will keinen "knallharten Boulevard"

Als General-Interest-Magazin will Pirker "News" nicht weiterführen: "Ich kann das nicht. So, wie man das machen müsste, möchte ich nicht Verleger sein." Denn: "Man müsste knallharten Boulevard machen, und die Leute müssten sich (wieder) vor dem 'News' fürchten. Und das will ich nicht." Ein "Soft Landing" von "News", ein "geordneter Abschluss des Projektes ohne Tote und Verletzte" wäre aber auch möglich, sagt Pirker.

Wie schon auf STANDARD-Anfrage im Jänner verneint Pirker Verkaufsabsichten für Magazine wie "Woman" und "Gusto", die er zu Jahresbeginn in eigene Gesellschaften ausgegliedert hat. "Wenn ich einen Investor wollte, dann hätte ich morgen einen." Aber einen Satz weiter sagt Pirker auch (wieder): "Bei diesen kleinen und mittleren Einheiten sind auch leichter Beteiligungen – aktiv und passiv – möglich."

Lieber ohne Fellners

Pirker erklärt im "Journalist", er "wäre gerne Alleinunternehmer" bei der VGN – also ohne die "News"-Gründer Fellner, die heute die Mediengruppe Österreich/Oe24 betreiben. Sie halten seit 2018, als der "Kurier" von Bord gehen musste, 25 Prozent an der VGN.

VGN 2019 übergeben

Sein "abschließendes hauptberufliches Projekt" sei, die VGN Medien Holding "so hinzustellen, dass ich sie guten Gewissens übergeben kann. So, wie es jetzt aussieht, ist es möglich, dass ich das in diesem Geburtstagsjahr schaffe" – Pirker wird heuer 60.

Da geht es offenbar um das Management der Verlagsgruppe. Wem würde er sie übergeben? "Unseren besten Leuten. Wir müssen nicht nach außen gehen", sagt Pirker. (fid, 8.5.2019)