Natasha Lyonne als Nadia Vulvokov in "Russian Doll". Nicht nur die Namen von Schauspielerin und Rolle sind ähnlich. So soll die Suchterfahrung von Natasha in die Geschichte eingeflossen sein.

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Am Anfang stirbt der Hauptcharakter: Nadia feiert ihren 36. Geburtstag im New Yorker Loft ihrer Freundin Maxine – und zwar mit allem, was zu einer guten Party gehört: Sex, Drugs & Rock 'n' Roll. Sie schleppt einen Mann ab, schmeißt ihn nach dem Sex raus, setzt sich ein wenig vor den Computer, um zu arbeiten, geht Zigaretten holen, sieht auf der Straße ihre vermisste Katze, läuft ihr nach und – bam! – wird von einem Taxi überrollt. In der nächsten Einstellung steht sie aber wieder vor dem Badezimmerspiegel in Maxines Wohnung, die Partymusik wummert von draußen durch die Tür, und es geht wieder alles von vorne los.

Denselben Tag immer und immer wieder erleben: klingt nach "Täglich grüßt das Murmeltier", ist aber noch besser.
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Ist die Netflix-Serie "Russian Doll" also die moderne und weibliche Version von "Täglich grüßt das Murmeltier"? Das Motiv, denselben Tag wieder und wieder zu erleben, ist dasselbe. Aber "Russian Doll" ist vielschichtig wie eine Matroschka. In der schwarzen Komödie steckt auch eine Metapher für den Kampf gegen Sucht oder eine psychische Krankheit.

Die Geschichte geht darüber hinaus, bloß immer wieder denselben Tag zu wiederholen, bis die Hauptfigur lernt, dass das Leben kein Egotrip ist. Nadia muss sich mit ihrer verstorbenen Mutter (Chloë Sevigny), ihren Beziehungen und vor allem mit sich selbst beschäftigen, um zu verstehen, warum sie in der Zeitschleife gefangen ist.

"Russian Doll" wird von Folge zu Folge komplexer und dunkler. Wichtige Charaktere kommen dazu, es gibt Rückblenden und Perspektivenwechsel. Begleitet wird das alles von einem wunderbaren Soundtrack. Jedes Mal, wenn Nadia wieder vor dem Badezimmerspiegel steht, singt Harry Nilsson "Gotta Get Up". Wie schön. Immer und immer wieder. (Michaela Kampl, 13.5.2018)