Der Kaiser (Johannes Gabl) und seine Frauen (Janine Wegener und Ronja Forcher).

Foto: Rupert Larl

Es ist ein Jammer mit dem Nachleben, man kann es noch so gut vorausplanen, am Ende machen die Leute damit doch, was sie wollen. Ein Historienmusical zum Beispiel. Oder einen Schützenwettbewerb namens "Max 500". Die Misere fängt schon bei den "Schwarzen Mandern" an: Von Maximilian I. als Totenwächter vorgesehen, stehen sie sich jetzt in der Hofkirche Innsbruck um ein leeres Grab herum die Beine in den bronzenen Bauch.

Maximilian I. (Johannes Gabl) ist zum Museumsschaustück verkommen und wird von seinen eigenen Ruhmesfantasien heimgesucht. Wenn Dramatiker Martin Plattner sich historischer Stoffe und Figuren annimmt, konfrontiert er sie gern mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen. In Maultasch war es der Pflegenotstand, in Phantasma X wird Maximilians Siechtum an sich selbst zur Metapher für ein epidemisch auftretendes Leiden unserer Zeit: Es fängt mit Ego an und hört mit Manie auf.

Hintersinnig

Die eigentlichen Hauptfiguren sind des Kaisers Ehefrauen, u. a. auch als Museumspersonal im Einsatz. Ihr Spott ergießt sich über die Museumsvitrine (Ausstattung: Veronika Stemberger), ihre Mitgiften gingen in Kriegen auf. Auch sie treibt die Geltungssucht um. Phantasma X ist ein herrlich hintersinniger Ritt durch die Zeiten und Zumutungen, solide in Szene gesetzt von Verena Koch.

Großartig Janine Wegener als verhärmte Bianca Maria Sforza vulgo Putzkraft Blanka; Ronja Forcher (Maria von Burgund) überdreht den reichlich vorhandenen Sprachwitz mitunter allzu laut ins Komödiantische. Vielleicht hätte mehr Raum geholfen: Das Tiroler Landestheater pfercht das anlässlich des Maximilianjahrs beauftragte Stück auf die Werkstattbühne K2. Es hätte das Zeug für einen größeren Auftritt. (ij, 8.5.2019)