Rio de Janeiro – Der ehemalige brasilianische Präsident Michel Temer ist wegen Korruptionsvorwürfen erneut in Untersuchungshaft. Der frühere Staatschef (2016-2018) stellte sich am Donnerstag in São Paulo der Polizei, wie das Nachrichtenportal G1 meldete. Zuvor hatte ein Bundesgericht die einstweilige Verfügung kassiert, aufgrund derer Temer nach seiner Verhaftung im März vorerst auf freien Fuß gesetzt worden war.

Temer (78) soll in den Korruptionsskandal "Lava Jato" (Autowäscherei) verwickelt sein. Unter anderem wird ihm vorgeworfen, die Zahlung von Schmiergeldern bei der Vergabe eines Energieprojekts eingefädelt zu haben. "Ich habe immer gesagt, dass es für diese Vorwürfe keine Beweise gibt", sagte er am Mittwoch, nachdem bekannt wurde, dass er wieder ins Gefängnis muss. "Für mich war es eine unangenehme Überraschung." Seine Anwälte stellten beim Obersten Gerichtshof Antrag auf eine weitere einstweilige Verfügung, damit Temer wieder auf freien Fuß kommt.

Ermittlungen gegen zahlreiche Politiker

Im Zuge der "Lava-Jato"-Ermittlungen um den halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras wird in Brasilien gegen Dutzende Politiker, Funktionäre und Unternehmer ermittelt. Der frühere Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wurde wegen Bestechlichkeit bereits zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt.

Temer, der das Präsidentenamt Ende 2018 nach zweieinhalb Jahren abgegeben hatte, war der unbeliebteste brasilianische Staatschef überhaupt. Schon während seiner Amtszeit waren Korruptionsvorwürfe gegen ihn laut geworden. (APA, 9.5.2019)