Die Gründerszene in den USA und Europa hat in den vergangenen Jahren von hohen Investments profitiert. "Die Bewertungen und Finanzierungsrunden sind derzeit sehr hoch. Wenn es an den Aktienmärkten bergab geht, wird dies auch auf die Finanzierung von Start-ups durchschlagen", sagte Nicola McClafferty vom Risikokapitalgeber Draper Esprit am Donnerstag bei der Pioneers-Konferenz in Wien.

Altes Modell gilt nicht mehr

Investoren, die sich nicht auf den Abschwung vorbereiteten, würden sich wohl in den nächsten 12 bis 18 Monaten ihre Finger verbrennen, erwartet McClafferty. Carlos Eduardo Espinal vom Risikokapitalgeber Seedcamp verwies darauf, dass man länger in Start-ups engagiert bleibe. Das alte Modell, dass Investoren fünf Jahre Geld zur Verfügung stellten und dann die Früchte ernteten, sei vorbei. Beide Risikokapitalgeber waren sich einig, dass es in Europa mehr als fünf Jahre dauere, um eine Tech-Firma aufzubauen.

"Europäische Start-ups, wenn sie Geld von US-Investoren haben wollen, müssen viel schneller wachsen. Du hast nicht zehn Jahre, du hast zwei Jahre, um groß zu werden", sagte Chris Burry vom US Market Access Center Inc.

Ganz ohne externe Geldgeber hat es der Wiener Peter Steinberger mit seinem Start-up PSPDFKit geschafft. Das im Jahr 2011 gegründete Unternehmen hatte zuletzt mehr als 40 Mitarbeiter und 5 Mio. Euro Jahresumsatz. "Wir haben nicht die VC-Route gewählt", sagte Steinberger. Dies sei ein Vorteil gewesen, weil man das Unternehmen langsam aufbauen konnte. Kunden von PSPDFKit sind unter anderem Dropbox, IBM, SAP und Lufthansa.

Crowdfunding

Das Wiener Start-up Robo Wunderkind startete mit einer Crowdfunding-Kampagne und bekam später Geld von einem US-Risikokapitalgeber und einem Family Office. Mit Robo Wunderkind können Kinder einfache Roboter bauen und programmieren. Das erfolgreiche Crowdfunding sei ein Beweis für Investoren gewesen, dass es einen Markt für das Produkt gibt, so Robo-Wunderkind-Gründerin Anna Iarotska.

Thema bei der Pioneers-Konferenz war auch die geringe Diversität in der Start-up-Szene. "Jobanzeigen sollten so geschrieben sein, dass sich Frauen angesprochen fühlen", sagte Irene Ryabaya von Warmintro und The Monarq Incubator. "Die Tech-Branche beschäftigt auch viel zu wenige Menschen mit Behinderung und ältere Arbeitnehmer", so Diversability-Gründerin Tiffany Yu.

Weltraum und 3D-Drucker

Weitere Vorträge auf der Konferenz beschäftigten sich mit Weltraum und Organen aus dem 3D-Drucker. Das von Jayne Poynter mitgegründete US-Unternehmen World View hat einen Heißluftballon ("Stratollite") entwickelt, der in Höhen von 20 bis 46 Kilometern verkehren soll. Neben dem Transport von Gütern sollen auch extrem hochauflösende Luftaufnahmen möglich werden – und auch zum Beispiel ultraschnelle Vorhersagen von Tornados oder viele Forschungsanwendungen. "Um zu anderen Planeten zu reisen, braucht es die Zusammenarbeit von Regierungen, Industrie und Start-ups", sagte NASA-Weltraumforscher Omar Hatamleh.

Am Nachmittag besucht Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) gemeinsam mit der bayerischen Digital-Ministerin Judith Gerlach die Konferenz. Schramböck will weitere Details zum neuen Start-up-Paket der Regierung vorstellen. (APA, 9.5.2019)