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"Wozu braucht ein normaler Mensch, der weder Wettbewerbs- noch Jagdschütze ist, eine Schrotflinte", fragt Waffenhändler Markus Schwaiger.

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Ein neues Sportgeschäft, das Anfang April ins Kaufhaus Gerngross auf der Wiener Mariahilfer Straße eingezogen ist, sorgt derzeit für Ärger – vor allem bei Eltern. Denn neben Fußbällen, Tennisschlägern und Turngewand werden dort Geräte und Zubehör für die Jagd und fürs Sportschießen angeboten.

So finden sich im Sortiment des Sportgeschäftes XXL diverse Luftgewehre und Luftpistolen inklusive Munition oder Zielscheiben mit Tiermotiven. Zu haben sind diese schon ab 40 Euro. Ein Schild weist Interessierte darauf hin, dass die Luftgewehre, die gleich ums Eck der Abteilung für Räder und neben Pfeil und Bogen zu finden sind, erst ab 18 Jahren erworben werden können und man einen Ausweis vorzeigen muss.

Aber auch Messer und Waffen für die Jagd finden sich im Angebot. Beispielsweise eine Schrotflinte, die laut Beschreibung mit "allen Arten von Schrotpatronen im Kaliber .12" schießt und nur "aus einigen wenigen Teilen" besteht. Sie kommt in einer schicken Box daher, und passende Munition gibt es natürlich auch. Dafür muss man allerdings tiefer in die Tasche greifen.

Versperrt hinter Glas

Bis zu mehrere Tausend Euro kosten die angebotenen echten Schusswaffen. Im Gegensatz zu den Luftgewehren befinden sich diese Waffen hinter verschlossenen Glastüren, die Mitarbeiter auf Wunsch öffnen.

"Beunruhigt" zeigen sich ob dieser Entwicklung etwa die Initiatorin der Petition "Keine Waffen im Kaufhaus" und deren rund 350 Unterstützer. "Wie in amerikanischen Supermärkten werden gleich neben bunten Kinderrollern und E-Bikes Luftdruckgewehre, Jagdmesser und Jagdmunition angeboten", wird in dem Petitionstext kritisiert.

Dass die Sportgeschäftskette bereits einen Shop im Wiener Donauzentrum ohne große Aufregung betreibt, liege daran, dass in der näheren Umgebung der Mariahilfer Straße zahlreiche Schulen angesiedelt sind, sagt die grüne Gemeinderätin Ursula Berner. Viele Schüler würden ihre Freizeit in den Geschäften auf der Einkaufsstraße, die die Bezirke Neubau und Mariahilf trennt, verbringen. "Es geht mir nicht darum, dass gar keine Waffen mehr verkauft werden dürfen", sagt Berner zum STANDARD. "Sie sollten aber nur in speziellen Einzelhandelsgeschäften angeboten werden."

Jugendschutzgesetz

Vor der XXL-Waffenabteilung stehen junge Erwachsene und gaffen durchs Glas. Sie wenden sich aber rasch wieder den Survival-Messern zu und prüfen, wie die kleine Axt in der Hand liegt.

Für Berner spießt sich das Angebot mit dem Wiener Jugendschutzgesetz. Dieses sieht vor, dass Gegenstände, die "junge Menschen in ihrer Entwicklung gefährden könnten", nicht angeboten, weitergegeben oder sonst zugänglich gemacht werden dürfen. Eine Gefährdung ist insbesondere anzunehmen, wenn die Gegenstände "Aggressionen und Gewalt fördern". Als Beispiel nennt das Gesetz "Softguns oder Waffenimitate, bei denen eine Verwechslungsgefahr mit echten Waffen besteht". So sollen Sport- und Outdoorgeräte "klarer von Waffen abgrenzt" werden. "Laut diesen Angaben dürften die Waffen meiner Ansicht nach nicht so im Kaufhaus ausgestellt und angeboten werden", sagt Berner.

Kritscher Waffenhändler

Markus Schwaiger, Waffenhändler im 14. Bezirk, hält es generell für problematisch, dass bestimmte Waffen, darunter Schrotflinten, quasi ohne Hürde gekauft werden können – egal ob im Sportgeschäft, oder im Waffenladen. "Der Verkauf dieser Waffen sollte an eine Jagdkarte oder an eine Waffenbesitzkarte gebunden werden", sagt er – dann müsste der Käufer unter anderem einen psychologischen Test absolvieren. Für Waffen der Kategorie C und D (Büchsen und Flinten), wie sie zum Teil im Sportgeschäft in der Mariahilfer Straße verkauft werden, muss hingegen nur eine dreitägige Abkühlphase eingehalten werden, sonst kann jeder, der unbescholten und mindestens 18 Jahre alt ist, sie kaufen. "Wozu braucht ein normaler Mensch, der weder Wettbewerbs- noch Jagdschütze ist, eine Schrotflinte", fragt Schwaiger.

Die Zahl der Schusswaffen in Privatbesitz hat im Jahr 2018 in Österreich übrigens zugenommen. Mit Stichtag 1. Jänner 2019 waren 1.056.203 private Schusswaffen registriert, das ist ein Plus von 3,2 Prozent binnen eines Jahres. Bis 1. Mai legte der Besitz weiter kontinuierlich zu – auf 1.068.582 Schusswaffen. (Oona Kroisleitner, Gabriele Scherndl, 10.5.2019)