Caracas – Nach dem gescheiterten Umsturzversuch in Venezuela haben mutmaßliche Regierungsanhänger Drohbotschaften an die Häuser mehrerer oppositioneller Abgeordneter gesprüht. "Wir kommen dich holen. Hochachtungsvoll. Die Colectivos", war am Freitag an den Fassaden der Häuser verschiedener Parlamentarier zu lesen.

"Die verzweifelte Diktatur hat einen Tiefpunkt erreicht und versucht, mit Staatsterrorismus Angst zu säen", schrieb der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó auf Twitter.

Die sogenannten "Colectivos" sind Schlägerbanden, die in Venezuela ganze Stadtviertel beherrschen, die Verteilung subventionierter Lebensmittel kontrollieren und unbehelligt von der Polizei kriminelle Geschäfte machen. Im Gegenzug gehen die Motorradgangs bei regierungsfeindlichen Protesten hart gegen Demonstranten vor.

Anklagen wegen Rebellion

In der vergangenen Woche hatte Guaidó versucht, die Streitkräfte auf seine Seite zu ziehen und Präsident Nicolás Maduro aus dem Amt zu drängen. Die Machtübernahme scheiterte allerdings, weil nur wenige Soldaten die Opposition unterstützten. Gegen mehrere Abgeordnete wurden daraufhin Verfahren wegen Rebellion und Vaterlandsverrats eingeleitet. Geheimdienstagenten setzen den stellvertretenden Parlamentspräsidenten Edgar Zambrano fest.

Die USA verurteilten die Verhaftung. "Das ist ein Angriff auf die Unabhängigkeit des demokratisch gewählten Parlaments und Teil des fortgesetzten Versuchs von Maduros Regime, die freie Debatte in Venezuela zu unterdrücken", sagte Außenminister Mike Pompeo. (APA, 10.5.2019)