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Ubers Börsenstart war sehr verhaltener Natur.

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Der Fahrdienstvermittler Uber hat einen Fehlstart an der Börse hingelegt. Die Aktien des kalifornischen Technologie-Unternehmens fielen bei ihrem Börsendebüt am Freitag in New York zeitweise um mehr als acht Prozent unter ihren Ausgabepreis von 45 Dollar. Die Ambitionen des vor zehn Jahren gegründeten Konzerns, der noch immer keine Gewinne schreibt, waren deutlich größer. Doch das derzeit angespannte Marktumfeld an den weltweiten Börsen machte Uber nun einen Strich durch die Rechnung.

Bei dem viel beachteten Debüt an der Technologiebörse Nasdaq erlöste Uber mehr als acht Milliarden Dollar und ist mit einem Gesamtwert von mehr als 80 Milliarden Dollar so viel wert wie die Autobauer BMW und VW zusammen. Damit ist es zwar die bislang größte Neuemission in diesem Jahr, doch in die Top-Ten der größten Börsengänge aller Zeiten kann der Taxi-Schreck nicht vordringen. Den Rekord hält mit 25 Milliarden Dollar der chinesische Internet-Händler Alibaba.

Lyft-Aktien gaben zum Uber-Start nach

Die Banken hatten den Ausgabepreis bereits am unteren Ende der ursprünglich angestrebten Spanne von 44 bis 50 Dollar gelegt – wohl auch, um das Schicksal des kleineren Rivalen Lyft zu vermeiden, mit dessen Aktien es seit dem Börsengang Ende März nur bergab ging. Am Tag der Uber-Platzierung fielen die Lyft- Aktien auf ein Rekordtief von 51,79 Dollar und waren damit weit entfernt von ihrem damaligen Ausgabepreis von 72 Dollar.

Uber hat weltweit die Taxibranche auf den Kopf gestellt und die Art verändert, wie Menschen mobil unterwegs sind: Die Firma vermittelt Mitfahrten über eine Handy-App, zuletzt zählte sie nach eigenen Angaben 91 Millionen Kunden pro Monat. Genau darin stecke die Phantasie an der Börse, sagt Anlage-Experte Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets. "Uber hat die App und die Kunden dafür und ist damit quasi ein 'WhatsApp' für Mobilität – da nehmen die Börsen auch hohe Verluste in Kauf." Doch die Amerikaner haben sich nicht den besten Zeitpunkt ausgesucht. Die Stimmung an den weltweiten Börsen ist wegen des Handelsstreits zwischen China und den USA derzeit sehr angespannt.

Bei den Firmengründern klingeln die Kassen

Für Anleger ist Uber vor allem eine Wette auf die Zukunft. Oliver Roth, Chefhändler bei der Bank Oddo Seydler, sieht darin aber kein Problem: "Es gibt einige Unternehmen an der Börse, die bis heute kein Geld verdienen und immer noch gehypt werden." So habe auch Amazon beim Start an der Wall Street 1997 tiefrote Zahlen geschrieben. Inzwischen ist der Online-Händler mit einer Marktkapitalisierung von über 900 Milliarden Dollar eines der größten Unternehmen der Welt, das satte Gewinne schreibt – 3,6 Milliarden Dollar waren es allein im ersten Quartal. "Das erhoffen sich die Anleger auch bei Uber. Gerade in Amerika ist der Hunger nach Risiko groß", sagt Roth. In der Schlange an der Wall Street steht mit dem Büroflächenvermieter WeWork bereits der nächste Verluste schreibende Börsenaspirant.

Kassen machen nun vor allem die Uber-Altaktionäre: Größter bisheriger Anteilseigner ist mit gut 16 Prozent der japanische Technologieinvestor Softbank, der auch an WeWork beteiligt ist. Die Firmengründer Travis Kalanick und Garrett Camp halten ebenfalls noch größere Pakete.

"Uber ist sexy"

Uber-Chef Dara Khosrowshahi, der seit 2017 an Bord ist, hatte in den vergangenen Wochen die Werbetrommel für den mit Spannung erwarteten Börsengang gerührt. Die Zukunft des Konzerns liege nicht in den Fahrdiensten, sondern auf einer Technologie-Plattform für Transport- und Logistikdienste, betonte er. Er brachte wieder Ruhe in die Firma, die unter seinem Vorgänger Kalanick mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs und Datenklau in den Schlagzeilen gestanden hatte. Allerdings streikten in dieser Woche in mehreren Städten der USA und in Großbritannien Uber-Fahrer, um auf die Diskrepanz zwischen ihren Arbeitsbedingungen und den Gewinnen der Investoren beim Börsengang aufmerksam zu machen. Weltweit fahren für Uber drei Millionen Menschen.

Uber kassiert Vermittlungsgebühren, die fällig werden, wenn ein Fahrer einen Auftrag über die Online-Plattform erhält. Weil zugleich aber die Investitionen in neue Geschäftsfelder wie autonomes Fahren hoch sind, bleibt von den Einnahmen nichts übrig: 2018 stand ein Verlust von 1,8 Milliarden Dollar zu Buche – bei einem um 42 Prozent höheren Umsatz von 11,3 Milliarden Dollar.

Chefhändler Stefan de Schutter vom Brokerhaus Alpha Trading rechnet trotz des Fehlstarts damit, dass Uber auf längere Sicht Erfolg an der Börse haben wird. "Uber ist sexy. Es ist eine Marke inzwischen, die man kennt. Das war bei Lyft anders. Wenn es einer in diesem schwierigen Markt schafft, dann die Nummer eins." (Reuters, 10.05.2019)