Im Herbst laufen die Bullen auch in der Champions League.

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Salzburg – Der Traum geht endlich in Erfüllung: Salzburg wird kommende Saison erstmals in der Red-Bull-Ära in der Champions League vertreten sein. Die Bullen konnten am Sonntag in der Halbzeitpause des 2:1-Siegs gegen den LASK jubeln, da sich Champions-League-Finalist Tottenham in der Premier League endgültig Rang vier gesichert hatte.

Salzburg hätte nur in der Quali antreten müssen, wenn sich der Champions-League-Sieger nicht über die nationale Meisterschaft für die kommende CL-Saison qualifiziert. Der zweite CL-Finalist Liverpool wurde in England Vizemeister. "Es ist eine tolle Geschichte. Wir haben uns das hart erarbeitet über die Meisterschaft und über die guten Auftritte in der Europa League in den letzten Jahren", sagte Trainer Marco Rose. Durch seinen Abgang nach Mönchengladbach kann mit seinem Nachfolger Jesse Marsch ein anderer die Früchte ernten. Wehmut war bei Rose aber nicht dabei. "Ich habe bewusst eine Entscheidung getroffen", betonte er.

Elf erfolglose Anläufe

Für Salzburg endete eine bittere Durststrecke, nachdem man zuletzt elfmal vergeblich versucht hatte, die Gruppenphase zu erreichen. "Das hat eine große Bedeutung für den Verein, für die Menschen in dieser Stadt und diesem Land, aber vor allem für den Stolz, denn wir sind ein stolzer Verein. Jetzt vernarben schön langsam die Wunden, denn wir sind lange genug dafür geprügelt worden", sagte Salzburgs Vorstandsvorsitzender Harald Lürzer.

Valencia (2006/07, 3. Runde), Schachtar Donezk (2007/08, 3. Runde), Maccabi Haifa (2009/10, Playoff), Hapoel Tel Aviv (2010/11, Playoff), Düdelingen (2012/13, 2. Runde), Fenerbahce Istanbul (2013/14, 3. Runde), Malmö FF (2014/15, Playoff und 2015/16, 3. Runde), Dinamo Zagreb (2016/17, Playoff), HNK Rijeka (2017/18, 3. Runde) und zuletzt Roter Stern Belgrad (Playoff) waren die Stolpersteine. Gegen Belgrad hatte diese Saison nach einem 0:0 und 2:2 die Auswärtstorregel den Ausschlag gegeben. Bis 2008/09 wurden nur drei Runden in der Quali ausgetragen, danach gab es mit dem Playoff eine vierte Runde.

"Es hat für uns auch viel Hohn und Spott gegeben, wir sind aber immer unseren Weg weitergegangen. Es ist wunderschön", sagte Sportchef Christoph Freund. Zuvor hatten die Bullen bereits den Cupsieg und sechsten Meistertitel in Folge unter Dach und Fach gebracht. "Die ganze Saison ist einfach gekrönt worden in den letzten zwei Wochen mit dem Cupsieg, Meistertitel und jetzt der Champions League. Jetzt erfüllen wir uns den Traum auch noch", meinte ein überglücklicher Freund.

Start Mitte September

Österreichs Aushängeschild steigt damit erstmals erst Mitte September ins Geschehen ein. Die Strapazen der vielen Qualispiele vor bzw. zu Beginn der Ligasaison fallen weg. "Das erleichtert die Planungen für den Sommer", sagte Freund. Der eine oder andere begehrte Akteur wie Xaver Schlager, Stefan Lainer oder Diadie Samassekou könnte dadurch vielleicht eher zum Bleiben bewegt werden. "Das macht uns noch attraktiver für die kommende Saison", ist auch Freund überzeugt. Bei Verhandlungen sei die Champions League ein "Bonuspunkt". Das gab auch Lainer zu: "Jeder muss für sich selber entscheiden, was für ihn das Beste ist. Aber diese CL-Quali ist ein wichtiger Punkt, der mit Sicherheit für Salzburg spricht."

"Es ist wunderbar, wir freuen uns wie kleine Kinder darauf", sagte Tormann Cican Stankovic, der den Sieg gegen den LASK mit starken Paraden festhielt. Dem konnte Patrick Farkas nur zustimmen. "Es ist die absolute Krönung für den Verein. Wenn ich an die Dienstag- oder Mittwochspiele denke, bekomme ich jetzt schon Gänsehaut", meinte der Außenverteidiger. Wunschgegner gibt es für den Ex-Mattersburger keine. Ganz im Gegenteil zu seinem Abwehrkollegen Albert Vallci. "Ich bin seit meiner Kindheit Real-Madrid-Fan", betonte der 23-Jährige, der innerhalb von wenigen Jahren den Sprung vom SV Horn in die "Königsklasse" geschafft hat.

Freuen dürfen sich die Bullen auch über einen Geldregen. Kolportierte 30 Millionen Euro werden durch die CL-Teilnahme in die Kassen gespült. "Es erleichtert einiges, aber den eingeschlagenen Weg werden wir nicht verlassen", erläuterte Freund. Man werde das Geld "vernünftig" investieren. Für Lürzer ist das Geld sekundär: "Wir sind finanziell sehr gut aufgestellt und werden das auch zukünftig sein, hauptsächlich durch unsere Transfers."

Als Vorgeschmack wurde im Stadion bereits in der Halbzeit nach Bekanntwerden der Neuigkeiten die Champions-League-Hymne abgespielt. Die führten sich die Spieler auch im Anschluss in der Kabine laut Zlatko Junuzovic "ein oder zweimal sehr laut" zu Gemüte. "Die Jungs haben sich das verdient, wir haben ein grandioses Jahr hinter uns", meinte der Mittelfeldroutinier, der in Salzburg endlich seine ersten Titel einheimste.

Rapid, Austria, Sturm

Der Vorgängerklub SV Salzburg war bereits 1994 für die Königsklasse qualifiziert. Zudem waren dort bisher zweimal Rapid Wien (1996 und 2005) und einmal die Wiener Austria (2013) vertreten. Die bisher mit Abstand größten Erfolge österreichischer Klubs in der Champions League fuhr aber Sturm Graz ein.

Die Grazer waren von 1998 bis 2000 dreimal in Folge in der Königsklasse vertreten. Im Jahr 2000 erreichten sie als Gruppensieger die damalige Zwischenrunde, mussten sich dort erst dem späteren Finalisten Valencia und Manchester United geschlagen geben.

Sturm zeichnet für nicht weniger als sieben von neun bisher gewonnenen Spielen von ÖFB-Clubs in der Eliteliga verantwortlich. Die weiteren landeten SV Salzburg 1994 bei AEK Athen (3:1) und die Austria 2013 gegen Zenit St. Petersburg (4:1). Die Gesamtbilanz österreichischer Vertreter ist mit neun Remis und 30 Niederlagen in 48 Spielen klar negativ. Das Torverhältnis ist mit 34:96 auch eher bescheiden. (APA, red, 12.5.2019)