Bild nicht mehr verfügbar.

Geisterleitungen mit Landschaft: Im Fall eines Blackouts sind selbst die stärksten Leitungen tot. Bis die Elektronen wieder normal im Fluss sind, dauert es.

Foto: ap/Stavrakis

Bis einschließlich Mittwoch wird in Österreich der Ernstfall geprobt. In der Hoffnung, dass es nie so weit kommen möge, proben an die 100 Vertreter von Ministerien, Ländern, Einsatzorganisationen und kritischer Infrastruktur wie Austrian Power Grid (APG), die für das Hochspannungsnetz zuständig ist, das Zusammenspiel im Fall eines großflächigen Blackouts. Es ist das erste Mal in Österreich, dass eine derartige Übung in dieser Dimension stattfindet. Im vergangenen Oktober gab es eine interne Vorbereitungsübung.

Frage: Was soll man im Fall eines Blackouts als Privatbürger tun, und was wird von höheren Stellen (Regierung, Bürgermeister etc.) getan?

Antwort: Vor allem zunächst Ruhe bewahren, ein Stromausfall ist nur für kurze Zeit gegeben. Informationen erhält man jedenfalls über batteriebetriebene Radios, daher auch zum Beispiel über ein Autoradio. Der Notfallsender in Österreich ist Ö3. Von den zuständigen Stellen wird umgehend ein Krisenstab eingerichtet, anlassbezogen entweder lokal von den Stromnetzbetreibern oder auch vom Übertragungsnetzbetreiber APG und der E-Control sowie dem für Energie zuständigen Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) oder bei länger anhaltendem Blackout im Rahmen des staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagements.

Frage: Gibt es Erfahrungswerte, wie lang es dauert, bis die Stromversorgung nach einem Blackout wieder hochgefahren werden kann und normal funktioniert?

Antwort: Stromausfälle sind in der Regel lokal und von kurzer Dauer (statistisch gesehen im Jahr 2017 im Durchschnitt 32 Minuten). Außergewöhnliche regionale Wetterereignisse wie Starkregen, Muren oder Lawinenabgänge können – je nach Ursache – auch länger dauern. Großflächige Stromausfälle für ganze Bundesländer oder sogar Gesamtösterreich und darüber hinaus sind überaus selten. Solche großflächigen Stromausfälle hat es in den vergangenen 20 Jahren in Österreich nicht gegeben. Es finden regelmäßig Übungen für den Wiederaufbau der Stromversorgung durch die zuständigen Unternehmen statt. Die Stromversorgung wird dabei rasch wieder funktionieren.

Frage: Wer hängt an einer Notstromversorgung und bekommt bei einem flächendeckenden Blackout von irgendwoher Strom?

Antwort: Lebenswichtige Versorgungen wie von Krankenhäusern oder Blaulichtinstitutionen (Feuerwehr, Rettung, Polizei) haben jedenfalls Notstromversorgungen, ebenso zentrale Kommunikationseinrichtungen wie der ORF.

Schaltzentrale der Tiroler Netzgesellschaft Tinetz in Innsbruck: Binnen fünf Stunden könnte in Tirol im Fall eines europaweiten Blackouts ein sogenannter Inselbetrieb hochgefahren werden.
Foto: apa/wimmer

Frage: Ist die Notstromversorgung zeitlich befristet?

Antwort: Die mögliche Dauer der Notstromversorgung ist von verfügbarem Brennstoff abhängig. Nachlieferungen von Diesel und Benzin können im Krisenfall eingeschränkt sein.

Frage: Ist es für Private sinnvoll, sich ein Notstromaggregat für zu Hause anzuschaffen – und wenn ja, was sollte dabei beachtet werden?

Antwort: Die Krisenpläne gehen nicht davon aus, dass sich Private selbst versorgen. Für Haushalte, die Anwendungen haben, die tatsächlich kaum Unterbrechungen vertragen, kann es im Einzelfall dennoch sinnvoll sein, hier vorzusorgen. Nützliche Hinweise sind auch den einschlägigen Broschüren der Zivilschutzverbände zu entnehmen.

Frage: Funktioniert die Wasserversorgung im Fall eines Blackouts?

Antwort: In manchen Regionen funktioniert die Wasserversorgung durch den natürlichen Druck in den Leitungen auch ohne elektrische Energie, in anderen kann es bei längerem Stromausfall zu reduzierter Wasserversorgung kommen.

Frage: Funktionieren Tankstellen im Fall eines Blackouts?

Antwort: Bei öffentlichen Tankstellen ist zu erwarten, dass ohne Versorgung mit elektrischer Energie auch ein Tankvorgang nicht möglich ist. Für Blaulichtdienste und lebensnotwendige Einrichtungen sind Brennstoffmengen vorrätig.

Frage: Was ist mit Aufzügen in Gebäuden?

Antwort: Für jeden Aufzug ist auch ein händischer Betrieb möglich, um Fahrgäste bei Stromausfall aus dem Aufzug aussteigen lassen zu können. Dafür sind auch Zuständige für jeden Aufzug benannt.

Frage: Können U-Bahnen noch bis zur nächsten Station fahren, oder müssen die Fahrgäste diese per Fußmarsch erreichen – und wer unterstützt dabei Menschen mit Behinderung?

Antwort: Auch für den U-Bahn-Betrieb gibt es vorbereitende Maßnahmen, um allen Fahrgästen das geordnete Verlassen bei Stromausfall zu ermöglichen. Eine Weiterfahrt der Garnituren ist nicht möglich.

Frage: Welche Schäden sind versicherungstechnisch abgedeckt? Wer kommt zum Beispiel für die verdorbenen Lebensmittel in der Tiefkühltruhe auf?

Antwort: Abhängig vom Versicherungsvertrag ist die Abdeckung eines Teils der Schäden, zum Beispiel mit einem gewissen Selbstbehalt, oder auch der gesamten Schäden möglich.

Bild nicht mehr verfügbar.

Supermarkt in der Hauptstadt von Puerto Rico, San Juan. Die Menschen auf der Karibikinsel sind aufgrund der vielen Tropenstürme immer wieder von Stromausfällen betroffen.
Foto: REUTERS/Carlos Garcia Rawlins

Frage: Allgemeine Verhaltensregel im Fall eines Blackout?

Antwort: Ruhe bewahren, über Radio informiert bleiben, sich für einige Stunden Tätigkeiten ohne Bedarf an elektrischer Energie widmen. Die Stromversorgung wird bald wiederhergestellt sein. Haushalte sollten die Netzbetreiber beim Wiederherstellen der Stromversorgung unterstützen, indem sie zunächst Geräte, die nicht unbedingt notwendig sind, ganz vom Netz nehmen (Stecker ziehen) und erst wieder einschalten, wenn die Stromversorgung eine Zeitlang zuverlässig wiederhergestellt ist oder über Radio Entwarnung gegeben wird. Wenn nämlich alle Haushalte nach einem längeren Stromausfall sofort und nahezu gleichzeitig sämtliche Geräte wieder einschalten, kann das zu Spitzen führen, die das Netz erneut unnötig belasten.

Frage: Wer hat im Katastrophenfall das Kommando, und was passiert mit der Regierung?

Antwort: Die Fäden würden beim Innenminister zusammenlaufen, derzeit also bei Herbert Kickl (FPÖ). Der Bundeskanzler kann das Kommando aber an sich ziehen. Fällt der Entschluss zur Evakuierung, stehen dem Bundespräsidenten und der Bundesregierung zwei Örtlichkeiten zur Verfügung: der oberirdische Bunker in der Wiener Stiftskaserne im 7. Bezirk sowie der Regierungsbunker in St. Johann im Pongau in Salzburg. Die Führung des Bundesheers hätte einen anderen Evakuierungspunkt, der sich nahe Schladming in der Steiermark befindet.

Frage: Wie hoch sind die volkswirtschaftlichen Kosten?

Antwort: Die Kosten einen Blackouts belaufen sich laut Schätzungen für Österreich auf rund 1,2 Milliarden Euro pro Tag.

Frage: Wann gab es den letzten größeren Blackout in Österreich?

Antwort: Am 19. April 1976, einem Ostermontag. Ein Waldbrand führte zu einem Dominoeffekt, Teile der Schweiz, Österreichs und Deutschlands waren stundenlang ohne Strom. Das allerdings noch in der Vor-Internet-Ära, wo noch nicht so gut wie alles vom Strom abhing wie heutzutage. (Günther Strobl, 13.5.2019)