Wien/Cambridge – Mit sogenannten "Gene Drives" können etwa Unfruchtbarkeitsgene in Moskitos gebracht werden, die Malaria verbreiten, um die Krankheit zu bekämpfen. Der Nachteil einer solchen Maßnahme wäre, dass sich solche kritischen Gene unkontrolliert verbreiten würden. Durch eine Befehlskette, bei der einzelne Glieder nacheinander verschwinden, wäre die Wirksamkeit aber zeitlich und lokal beschränkbar, schlägt ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung im Fachblatt "Pnas" eine Alternative vor.

Genetische Serienschaltung

Derartige "Gene Drives", also Genantriebe, sorgen dafür, dass sich eine beliebige Erbgutsequenz mithilfe der Genschere CRISPR/Cas9 in der ganzen Population ausbreitet, wie im Labor bei Experimenten mit Hefezellen, Fruchtfliegen und zwei Stechmückenarten gezeigt wurde. Ein Team um Kevin Esvelt vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat nun eine Art Serienschaltung konzipiert, wo die einzelnen Komponenten des Genantriebs auf unabhängig vererbte Teile des Erbguts verstreut sind.

Dadurch geht von Generation zu Generation immer wieder ein Glied der Kette verloren. Auf diese Art könnten zum Beispiel Gene, die Malariamücken unfruchtbar machen, nur eine Zeit lang in einer bestimmten Region verbreitet werden und nicht auf der ganzen Welt für alle Ewigkeit. An der Studie war auch der österreichische Biomathematiker Martin Nowak beteiligt, der an der Harvard Universität forscht.

Programmierter Stopp

Je länger man die Kette macht, umso länger funktioniert die Serienschaltung. Ist nur mehr ein Glied übrig, stoppt der Vorgang, so Esvelt. Auf diese Art könnte man eine kleine Anzahl gentechnisch veränderter Organismen in der Umwelt aussetzen, um den Genantrieb mit der Befehlskette in der lokalen Population zu verbreiten und er würde stoppen, wann immer man dies einprogrammiert, meint er.

So könne man die Methode sicher in Feldversuchen testen und politische Probleme umgehen. Wenn zum Beispiel ein Land den Genantrieb gegen Malariamücken einsetzen will und die Nachbarn nicht, wäre es mit den herkömmlichen Ansätzen nicht zu verhindern, dass die Unfruchtbarkeitsgene der Mücken sich über die Grenzen hinaus ausbreiten. Mit der immer kürzer werdenden Gliederkette ginge dies sehr wohl. (red, APA, 14.5.2019)