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Touristen brachten Österreich im Vorjahr mit 19,5 Mrd. Euro die bislang höchsten Einnahmen im Bereich Reiseverkehr.

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Wien – Österreich entwickelte sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem Nettoexporteur mit durchwegs ausgeprägten Leistungsbilanzüberschüssen. Im Vorjahr erreichte die Leistungsbilanz mit neun Milliarden Euro (2,3 Prozent des BIP) einen höheren Überschuss als 2017 (7,2 Mrd EUR). Dieses Plus ist auf deutlich gestiegene Güterexporte ( plus neun Prozent) zurückzuführen, während die Importe nur um 6,4 Prozent zunahmen. Maschinen und Fahrzeuge prägen die Struktur des Güterhandels ein- und ausfuhrseitig. Per saldo ergab die Güterbilanz einen Überschuss von 4,5 Mrd. Euro (2017: 0,9 Mrd. Euro), jene der Dienstleistungen (einschließlich Reiseverkehr) schloss nahezu unverändert mit 10,3 Mrd. Euro. "Österreichs Außenwirtschaft durchläuft derzeit seine historisch erfolgreichste Phase, an deren Beginn der EU-Beitritt stand", erläuterte OeNB-Vize-Gouverneur Andreas Ittner bei der Präsentation der aktuellen Zahlungsbilanz.

"Der Euroraum dominiert Österreichs Außenwirtschaft und absorbierte 2018 mit rund 118 Mrd. Euro mehr als die Hälfte (55 Prozent) der gesamten Exporterlöse aus dem Güter- und Dienstleistungshandel", erklärte Johannes Turner, Direktor der OeNB-Hauptabteilung für Statistik. Auf Deutschland entfallen davon rund 60 Prozent. Im Vergleich dazu fielen die Exporte in den für Österreich ebenfalls sehr bedeutsamen osteuropäischen Raum mit 30 Mrd. Euro geringer aus.

Reisen pushen Bilanz mit Rekorden

Der Reiseverkehr lag 2018 in mehrfacher Hinsicht auf Rekordniveau: Mit 19,5 Mrd. Euro wurden die bislang höchsten Einnahmen erzielt. Gleichzeitig erreichte auch der Saldo mit 9,3 Mrd. Euro einen Höchststand. Wichtigster Herkunftsmarkt war der Euroraum (v.a. Deutschland), der mit 12,8 Mrd. Euro brutto bzw. 6,9 Mrd. Euro netto ebenfalls historische Bestmarken übertraf. Deutsche Touristen sind mit 47 Prozent nach wie vor mit Abstand die größte Gästegruppe (plus neun Prozent gegenüber 2017). Ihr Anteil hat sich in den letzten 20 Jahren jedoch um zehn Prozentpunkte verringert. 2018 wurde Österreich insbesondere für Reisende außerhalb Europas interessanter. Besonders ausgeprägt waren die Zunahmen gegenüber 2017 bei US-amerikanischen, russischen und chinesischen Gästen.

Österreicher hingegen wendeten 2018 rund zehn Milliarden Euro für Auslandsreisen auf (plus 6,3 Prozent gegenüber 2017). Insbesondere in den klassischen Urlaubsdestinationen Italien (plus neun Prozent) und Kroatien (plus 14 Prozent) wurde mehr ausgegeben als im Jahr zuvor. Das ging zu Lasten von Frankreich (minus 13 Prozent), den USA (minus zehn Prozent) und Griechenland (minus zwei Prozent).

Euro dominiert

Österreichs grenzüberschreitender Kapitalverkehr ist deutlich von Euro-Transaktionen dominiert: Rund 550 Mrd. Euro oder zwei Drittel des gesamten Auslandsvermögens werden frei von Währungskursrisiken in Euro gehalten. Auf den US-Dollar entfallen dagegen nur rund 100 Mrd. Euro. Der Einfluss des Euro als Anlagewährung reicht dabei weit über die Grenzen der Währungsunion hinaus: Ein Viertel des in Euro gehaltenen Auslandsvermögens (134 Mrd. Euro) liegt außerhalb des Euroraums, vor allem im osteuropäischen Raum.

In den vergangenen 20 Jahren nahm die Bedeutung der Länder des Euroraums als Zielregion für österreichische Investoren zu, auch wenn jüngst eine Abschwächung der Veranlagungs- und Finanzierungsaktivitäten festzustellen war.

Neue Höchststände bei Direktinvestitionen

Österreichs Direktinvestitionen zeigten im Vorjahr sowohl aktivseitig (199,2 Mrd. Euro) als auch passivseitig (182,6 Mrd. Euro) neue Höchststände. Ausländische Unternehmensbeteiligungen in Österreich legten um 13,4 Prozent zu und wurden durch große M&A Deals im Immobiliensektor, Neuinvestitionen sowie Bewertungseffekte getrieben. Österreichs Direktinvestitionen im Ausland wuchsen – ausschließlich infolge von Bewertungseffekten – ebenfalls, jedoch deutlich schwächer (plus 2,1 Prozent). Das österreichische Direktinvestitionsgeschäft ist – trotz der mitunter dynamischen Aktivitäten vergangener Jahre in den CESEE-Ländern – fest im Euroraum verankert: Etwa die Hälfte (48 Prozent) aller aktiven Unternehmensbeteiligungen werden dort gehalten, rund zwei Drittel der passiven Direktinvestitionen stammen aus diesem Raum, wie die OeNB-Statistik zeigt.

Negative Preiseffekte drücken Wertpapierbesitz

Österreichs Wertpapierbesitz im Ausland hat sich 2018 vor allem aufgrund hoher negativer Preiseffekte ( 14,0 Mrd. Euro oder ein Minus von 4,6 Prozent) reduziert. Erstmals seit 2012 kam es zu Nettoverkäufen ausländischer Wertpapiere (minus 1,2 Mrd. Euro), wobei vor allem langfristige Staatsanleihen abgestoßen wurden. Österreichische Wertpapiere im Besitz internationaler Gläubiger verloren durch Preiseffekte ebenfalls deutlich an Wert (minus 13,6 Mrd. Euro oder minus 3,7 Prozent), da der ATX im Vorjahr um fast 20 Prozent einbrach. Nettoverkäufe aus dem Ausland in Höhe von 5,7 Mrd EUR verringerten Österreichs Auslandsverpflichtungen zusätzlich.

"Österreich profitierte von den Vorteilen des Euro, der den Heimmarkt deutlich erweiterte und Stabilität in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gewährte", erklärte Ittner. Dennoch seien auch weiterhin Anstrengungen erforderlich, um vor allem technologisch mit aktuellen Entwicklungen innerhalb wie auch außerhalb Europas Schritt zu halten, mahnte der OeNB-Vizegouverneur. (bpf, 14.5.2019)