Rechtsextremer "Blut-und-Boden-Maler" oder harmloser Patriot? Bei einem Atelierbesuch des Magazins "Profil" im Jahr 2016 fühlte sich Odin Wiesinger falsch verstanden.

Walter Wobrazek

Die kleinformatigen Ölbilder, die vom Land OÖ zu je 990 Euro angekauft wurden gehören zu einem "Mozartzyklus" des Malers.

Land OÖ

Die Bilder lagern im OÖ Kulturquartier im Ursulinenhof. Die Kunstsammlung des Landesumfasst insgesamt 8.300 Arbeiten.

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Linz – In die aktuelle Debatte um den höchst umstrittenen oberösterreichischen Maler Odin Wiesinger, der für die FPÖ in der kommenden Funktionsperiode im Landeskulturbeirat sitzt, mischt sich ein pikantes Detail: Zwei Werke des Rechts-außen-Künstlers sind nämlich auch Teil der Kunstsammlung des Landes.

Dass die Länder und der Bund laufend Kunst von Zeitgenossen ankaufen und dabei auch eine gewisse Bandbreite abgebildet wird, ist gesetzliche Aufgabe der Kulturabteilungen. Bei den Bildern handelt es sich auch nicht um solche wie die, für die Wiesinger aktuell heftig kritisiert wird – nämlich u. a. Soldatendarstellungen, die Kunstkritiker als "völkische Blut-und-Boden-Malerei" bezeichnen -, sondern um harmlose Bildmotive, die sich mit Wolfgang Amadeus Mozart auseinandersetzen.

Für Irritation sorgt allerdings, wie der Ankauf im konkreten Fall zustande gekommen sein soll: informell nämlich und nicht – wie allgemein üblich – über eine offizielle Juryempfehlung.

Die Geschichte beginnt im Jahr 2010, als in den Räumen des FPÖ-Klubs eine Ausstellung mit Werken Wiesingers stattfand. Im Zuge dessen soll sich der blaue Klubdirektor Ferdinand Watschinger an den damaligen Landeskulturdirektor Reinhard Mattes gewandt und diesen zu einem Ankauf durch das Land gedrängt haben. Mattes willigte schließlich Anfang Jänner 2011 ein und segnete den Ankauf zweier Gemälde – 26 × 26, Öl auf Leinwand, ohne Titel / Vermerk Mozartzyklus aus dem Jahr 2006 – um 990 Euro pro Bild ab.

"Verantwortung beim Vorgänger"

In der Kulturabteilung des Landes bestätigt man auf STANDARD-Anfrage den Ankauf der Bilder, Landeskulturdirektor Reinhold Kräter sieht die Verantwortung aber nicht bei sich: "Die Ankäufe fallen in die Zeit meines Vorgängers, unter meiner Ägide gibt es eine Ankaufsjury mit Vertretern der Kulturdirektion und der Kunstsammlung." Gelagert werden die Bilder des umstrittenen Künstlers im OÖ Kulturquartier im Ursulinenhof.

Severin Mayr, Kultursprecher der Grünen OÖ, fordert von Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) Aufklärung der Hintergründe des Ankaufs: "Es kann doch wohl nicht sein, dass ein hochrangiger FPÖ-Vertreter den Kulturdirektor zum Kauf von Bildern drängt – mit Steuergeldern – und sich dieser überreden lässt. Da sind wir ganz weit weg von Transparenz."

Drozda: "Rote Linien für ÖVP längst aufgelöst"

Unterdessen äußerten sich auch Vertreter der Bundespolitik zur kritisierten Berufung Wiesingers in den Landeskulturbeirat. SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda nahm ÖVP-Kulturminister Gernot Blümel in die Pflicht: "Wo ist der Kulturminister, wo sind die roten Linien, wenn ein offensichtlich Rechtsextremer, der eine Frau auf Facebook ein 'hässliches Stück Fleisch' nennt, von der FPÖ in eine österreichische Kulturinstitution geschickt wird?" Es sei unerträglich, dass Blümel keine klaren Worte der Ablehnung für diese Bestellung findet. "Die roten Linien, von denen Kanzler Kurz gerne spricht, haben sich für die ÖVP längst aufgelöst", kritisierte Drozda.

Auf Facebook hat Odin Wiesinger u. a. folgendes Posting auf der Seite des deutschen NPD-Chefs verfasst: "Seit dieses sogenannte Deutschland 1945 'befreit' wurde, ist es das Land von 'irgendwem' und wird von Marionetten regiert."

Hofer verteidigt "Lieblingsmaler"

Nach dem Ministerrat verteidigte Norbert Hofer (FPÖ) seinen – wie er selbst sagt – "Lieblingsmaler": Auf die kritisierten Postings des Künstlers im Internet angesprochen, meinte Hofer, dass er so eine Wortwahl nicht rechtfertigen würde, aber "im Laufe des Lebens fallen Sätze, die man später bereut". Ob Wiesinger als Kulturbeirat geeignet sei, könne er nicht beurteilen. "Das steht mir nicht zu", so Hofer.

Landeshauptmann Stelzer blieb am Mittwoch bei seiner Ansicht, wonach er der FPÖ kraft seines demokratischen Amts das im Statut des Landeskulturbeirates festgelegte "eigenständige Nominierungsrecht für alle im Landtag vertretenen Parteien" zubilligte. Sein "persönlicher Kunstgeschmack" sei allerdings ein anderer.