Johannes Bartl ist Österreichs bekanntester Instagram-Nutzer. Ihm folgen mehr als zwei Millionen Menschen auf der Plattform. Influencer will er trotzdem nicht genannt werden.

Foto: Johannes Bartl
Johannes R. Bartl

Wenn Johannes Bartl auf Instagram ein Foto veröffentlicht, geht es auf seinem Smartphone rund. Im Sekundentakt trudeln hunderte Likes und Kommentare zu seinem Bild ein. Der 30-jährige Mödlinger weist auf der Fotoplattform mehr Follower auf, als Wien Einwohner hat. Er ist mit einer Gefolgschaft von mehr als zwei Millionen Usern Österreichs bekanntester Influencer. Bartl selbst würde sich gar nicht so bezeichnen. Er sieht darin eher ein Wort, das von den Medien geschaffen wurde, wie er dem STANDARD erzählt. Mit seiner Tätigkeit als Content-Creator hätte dies nichts zu tun.

Zu seinen zwei Millionen Followern kam Bartl, der mittlerweile in Los Angeles wohnt, durch Zufall. Eigentlich wollte der 30-Jährige seit seiner Kindheit Schauspieler werden. Sein größtes Vorbild ist Arnold Schwarzenegger, der ebenso in die Vereinigten Staaten auswanderte, um dort Weltruhm zu erlangen. Die Karriere des Terminators wurde dem Österreicher vorerst noch verwehrt. Er bemerkte 2015, dass es gar nicht so einfach war, Filmrollen zu bekommen, und fing deswegen an, seine eigenen "Filme" auf Instagram zu veröffentlichen.

Bei "The Disaster Artist" mitgespielt

Unterstützung bekam er damals von seiner jetzigen Lebensgefährtin Amanda Cerny, Christian DelGrosso, German Germandia und Logan Paul, bei denen er immer wieder in Videos zu sehen war. Im Juni 2016 veröffentlichte er dann seine erste eigene Produktion auf Instagram und konnte in nur zwei Tagen 500.000 Views erreichen. "Das war der Start meiner Karriere auf Social Media", sagt Bartl dem STANDARD. Der Einstieg in diese neue Welt hat sich für den Mann gelohnt. So erhielt er 2017 seine erste bezahlte Schauspielerrolle im Film "The Disaster Artist" und verdient Geld durch sein Fitnessprogramm "Body By Bartl", das laut dem 30-Jährigen bereits 140.000 User aufweist.

Dass Influencer mancherorts als Schnorrer angesehen werden, kann Bartl nicht nachvollziehen. "Viele Firmen in Amerika nehmen Content-Creator sehr ernst, da sie verstehen, wie anstrengend, zeitaufwendig und teuer es werden kann, eine Marketingkampagne zu starten. Man muss verstehen, dass viele Content-Creator zeitweise mehr Aufrufe/Views bekommen als traditionelles TV. Somit ist es natürlich sehr interessant für Firmen, mit dem richtigen Partner zusammenzuarbeiten, um Kosten zu sparen und gleichzeitig die Reichweite der Kampagne zu vervielfachen", sagt der Mödlinger. Ihm selbst passiert es manchmal, dass ein intensiver Arbeitstag erst um vier Uhr morgens endet.

Lebensgefährtin mit 22 Millionen Followern

Um im Netz Ruhm aufzubauen, bedarf es laut dem Österreicher mehrerer Faktoren: "Talent, Zielstrebigkeit, Respekt und die Eigenschaft, niemals aufzugeben". Das Geschlecht soll hierbei keine Rolle spielen. Amanda Cerny, Bartls Lebensgefährtin, weist auf Instagram etwa 25 Millionen Follower auf – darunter Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, US-Rapper Snoop Dogg und DJ David Guetta. Neid kennt Bartl nicht. "Ich bin stolz auf sie. Sie ist eine der talentiertesten und am härtesten arbeitenden Menschen, die ich kenne", sagt der 30-Jährige über die 27-jährige US-Amerikanerin.

Trotz der harten Arbeit muss auch noch die Zeit bleiben, sich auf Instagram von seiner besten Seite zu zeigen. Bartl selbst versucht "so authentisch wie möglich zu sein". "Natürlich teilt man lieber die positiven Situationen im Leben, aber ich zeige mich auch, wenn ich mit 40 Grad Fieber im Bett liege und nicht gerade top aussehe", erzählt er. Dass er eine gewisse Vorbildfunktion hat, weiß der Social-Media-Profi. "Ich würde mich nie als Vorbild bezeichnen. Trotzdem bin ich meiner Vorbildfunktion bewusst und nehme diese Aufgabe sehr ernst", schildert der 30-Jährige.

Keine Rückkehr nach Österreich

Als Content-Creator bereits erfolgreich, hofft Bartl noch auf den großen Durchbruch als Schauspieler. Social Media soll ihm bereits viele Türen geöffnet haben, in Bälde erscheint etwa die erste Fitness-App mit Bartl. Eine Rückkehr nach Österreich schließt der Mann letztlich aus: "Nach Österreich zurückkehren ist und war nie eine Option. Ich liebe Österreich, aber ich liebe mein Leben in den USA noch viel mehr". (Daniel Koller, 26.5.2019)