Uralter "Kaugummi" aus Birkenrindenpech. Das Material enthielt die DNA von gleich drei Menschen – offenbar wurden damals Kaugummis weitergereicht.

Foto: Natalija Kashuba/Stockholm University

Stockholm – Kaumgummis sind keine moderne Erfindung. Bereits vor mehreren tausend Jahren kauten Menschen auf Materialien herum, die sie meist aus Pflanzen gewannen. Nun ist es Wissenschaftern gelungen, aus solchen 10.000 Jahre alten "Kaugummis" aus Schweden menschliches Erbgut zu extrahieren und zu analysieren.

Wie die Forscher von der Universität Stockholm am Mittwoch berichten, handelt sich um die älteste sequenzierte DNA von Menschen aus Skandinavien. Die Untersuchungen ergaben, dass offenbar zwei Frauen und ein Mann die prähistorischen "Kaugummis" aus Birkenrindenpech im Mund gehabt hatten. Das teerartige Material wurde damals nicht nur als Kleber eingesetzt, die Menschen kauten auch darauf herum. Vermutlich diente es wegen seiner antibakteriellen Wirkung der Zahnhygiene. Das skandinavische Forscherteam präsentiert die Studienergebnisse im Fachjournal "Communications Biology".

"Kaugummis" aus Birkenrindenpech

Gefunden wurden die "Kaugummis" bereits in den frühen 90er-Jahren in Huseby-Klev nördlich von Göteborg, wo es in der frühen Mittelsteinzeit Jäger und Fischer gab. Doch vor fast 30 Jahren existierten noch nicht die technischen Möglichkeiten, alte menschliche DNA zu analysieren. Außerdem sind nur wenige Knochen dieses Alters erhalten, aus denen sich für archäogenetische Studien genügend DNA gewinnen lässt, berichteten die Forscher.

Die Resultate der jetzigen Untersuchungen zeigten, dass die Menschen, deren DNA gefunden wurde, eine enge genetische Verwandtschaft zu anderen Jägern und Sammlern in Schweden und zu weiteren frühen mittelsteinzeitlichen Populationen aus dem eiszeitlichen Europa aufweisen. Ihre Werkzeuge waren jedoch mit einer Technik herstellt, die aus dem heutigen Russland stammte.

Einblicke in frühe sozialen Beziehungen

Die Verbindungen der Menschen zu diesen Regionen hatten Forscher bereits früher vermutet, die Genanalyse habe diese nun bestätigt. "DNA aus diesen alten Kaugummis hat nicht nur ein enormes Potenzial, um die Herkunft und Bewegung der Menschen vor langer Zeit nachzuvollziehen, sondern auch, um Einblicke in ihre sozialen Beziehungen, Krankheiten und Lebensmittel zu erhalten", sagte Co-Autor Per Persson vom Museum für Kulturgeschichte in Oslo. (red, APA, 16.5.2019)