Der Schulleiter oder die Schulleiterin gibt in Schulen die Richtung vor und beeinflusst das Klima.

Foto: Regine Hendrich

Wien – Eltern eines Schülers stehen unangekündigt vor der Türe. In einer Klasse geht es rund. Pädagogen wollen ein Projekt präsentieren. Neue Unterlagen für die Zentralmatura sind eingelangt.

Das sind nur die unangekündigten Programmpunkte, die Isabella Zins als Schuldirektorin an einem ganz normalen Arbeitstag erwarten können. "Man hat einen Aufgabenplan, aber man muss sich immer Zeitfenster für Unerwartetes freihalten", sagt die Schulleiterin des Bundesoberstufenrealgymnasiums (Borg) Mistelbach und Sprecherin der AHS-Direktoren. Nach einem eskalierten Konflikt zwischen Schülern und einem Lehrer der HTL Ottakring in Wien Anfang Mai kam in der danach entfachten Debatte mehrmals die Frage auf, was Lehranstaltsleiter zu einem guten Umgangston beitragen können.

Beitrag zum Schulklima

"Sehr viel", sagt die Direktorin des Oberstufengymnasiums mit rund 300 Schülern und 50 (zum Teil teilzeitbeschäftigten) Lehrern in Niederösterreich. Und fügt hinzu: "Was man ausstrahlt, wie man mit Kollegen umgeht, wie man gemeinsam das Schulleben gestaltet, das nimmt alles Einfluss auf das Klima und sogar auf die Leistungen der Kinder."

Allerdings seien in ihrem Job, den Zins seit 13 Jahren ausübt, in den vergangenen Jahren "sehr viele Aufgabenbereiche dazugekommen. Das ist eine Last, die viele nicht mehr tragen können." Es fehle eine mittlere Managementebene. Erledigungen an Lehrer zu übergeben sei nur bedingt möglich, da die Letztverantwortung bei der Schulleitung liege. Im Bildungsministerium gibt man zu, dass die Arbeit für Direktoren mehr geworden ist. Martin Netzer, Generalsekretär im Ministerium, sagt, man müsse sich die Frage stellen: "Muten wir nicht zu viel Verwaltungsaufwand zu?" Man müsse hinterfragen, welche Daten man wirklich brauche und was deren Erhebung für eine Mehrbelastung bedeute.

Lange To-do-Liste

Die To-do-Liste der Schuldirektoren reicht von der Entwicklung des Schulstandorts über die Verwaltung des Schulbudgets bis hin zur Diensteinteilung, Elternarbeit, Mitarbeiterführung- und Weiterbildung sowie inzwischen auch der organisatorischen Vorbereitung der Zentralmatura, Öffentlichkeitsarbeit und Qualitätsmanagement. Im Falle eines Gebäudeumbaus fungiert ein Direktor denn auch einmal als Bauaufsicht. Bis zu 1.070 Euro Zulage erhalten Schulleiter – je nach Schulgröße und Dienstjahren – zusätzlich zum regulären Lehrergehalt.

"Nicht besonders lukrativ" nennt dies der AHS-Lehrergewerkschafter Herbert Weiß (FCG). "Gar nicht selten" gebe es eine einzige Bewerbung um den Posten. Generalsekretär Netzer beschwichtigt, dass sich "nur in Einzelfällen" bei kleinen Schulen im ländlichen Raum lediglich ein Lehrer melde.

Bund erhebt Personalstand

Chefsache sind auch etwaige Trainings der Lehrer im Umgang mit Mobbing. Dazu sagt Direktorin Zins: "Es ist wichtig, dass Lehrer schulintern weitergebildet werden, aber es muss speziell ausgebildetes Personal geben. Lehrer können nicht zugleich auch Psychologen und Mobbingberater sein." Die Schulleiter fordern daher mehr Schulpsychologen und Sozialarbeiter. Generalsekretär Netzer zufolge wurden die Bildungsdirektionen der Bundesländer diese Woche dazu aufgefordert zu melden, wie viel und welches Unterstützungspersonal sie beschäftigt haben. "Derzeit wissen wir gar nicht, was wir alles wo haben", sagt Netzer. Danach werde man sich ansehen, was es wofür noch braucht.

Den Vorstoß von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP), für Problemschüler Timeout-Klassen einzurichten, findet Schuldirektorin Zins gut. "Wenn ein Schüler suspendiert wird, sitzt er nur drei Wochen zu Hause. In einer Timeout-Klasse wird mit ihm gearbeitet." Für diese Aufgabe brauche es aber eben auch speziell geschultes Personal. Zusätzlich. (Gudrun Springer, 16.5.2019)