Bild nicht mehr verfügbar.

Es geht um die ungeschminkte Wahrheit.

Foto: REUTERS/Francois Lenoir

Die Wissenschaft neigt für gewöhnlich mit gutem Grund dazu, Entdeckungen vorsichtig zu formulieren. Seriöse Publikationen versuchen Sachverhalte in Relation zu sehen, die Fakten sprechen zu lassen. Schrei zu oft "Feuer!", und irgendwann glaubt dir niemand mehr.

Doch es gibt auch Ereignisse, die eine drastische Sprache erfordern. Nämlich dann, wenn es drastisch wird. So wurde jahrzehntelang über den "Klimawandel" gesprochen. Über Menschen, die vor dem Klimawandel warnen und über sogenannte Klimawandelskeptiker. In einigen Teilen der Erde wird Letzteren trotz überwältigender Forschungsergebnisse heute noch Platz in (sozialen) Medien und sogar in Regierungen eingeräumt. Schluss damit, sagen nun immer öfter Wissenschafter und Behörden selbst – und jetzt unter anderem auch die britische Zeitung "The Guardian", die das Wort "Klimawandel" nun sogar aus ihrem Wortschatz streicht und gegen Ausdrücke wie "Klimakrise", "Klimanotfall" und "Klimazusammenbruch" ersetzt.

Eine Katastrophe für die Menschheit. Punkt.

"Wir wollen sicherstellen, dass wir wissenschaftlich präzise sind und gleichzeitig klar mit unseren Lesern kommunizieren", sagt "Guardian"-Chefredakteurin Katharine Viner. "Der Ausdruck 'Klimawandel' beispielsweise klingt etwas passiv und friedlich, obwohl Wissenschafter hier von etwas sprechen, das eine Katastrophe für die Menschheit ist."

Viner zufolge orientierte man sich bei dieser Entscheidung an Wissenschaftern und Organisationen wie den Vereinten Nationen, die in den vergangenen Monaten selbst dazu übergegangen sind, keine Zurückhaltung mehr an den Tag zu legen.

"Edition Zukunft", der Podcast über das Leben und die Welt von morgen.

Kein Platz für Klimawandelleugner

Neben Ausdrücken wie Klimakrise schlägt der "Guardian" auch vor, den Begriff "Klimawandelskeptiker" in die Rente zu schicken und beispielsweise mit "Klimawandelleugner" auszutauschen. Die Zeitung ist nicht das erste große Medium, das dafür plädiert, die menschlich bedingte Zerstörung der Erde beim Namen zu nennen. 2018 bereits forderte der BBC-Nachrichtenchef seine Kollegen dazu auf, eine klarere Sprache bei der Berichterstattung zu wählen und strikter bei der Auswahl der zu Wort kommenden Experten zu sein. Es habe nichts mit Objektivität zu tun, Klimawandelleugner zu Debatten einzuladen, wenn deren Ansichten von 99 Prozent der Forscher widerlegt werden.

Sogar Mitch McConnell wurde bekehrt

Die Intention ist klar: Realität schafft Sprache, und Sprache schafft Realität. Klimawandelleugnern, egal ob überzeugt oder bezahlt, wird künftig wohl allgemein immer weniger Gehör geschenkt werden. Im März erklärte sogar der republikanische Senatsvorsitzende Mitch McConnell (77) erstmals überhaupt in seiner politischen Laufbahn, an den von Menschen verursachten Klimawandel zu glauben. Wenn das nicht ein Zeichen ist ... (zw, 18.5.2019)