Die Bayern stehen. Und zwar vom dem Meistertitel.

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München – Auf Fußball-Deutschland wartet am Samstag (15.30 Uhr/live Sky) ein furioses Ligafinale. Mit einem Umfaller im letzten Saisonspiel gegen Eintracht Frankfurt könnte Titelverteidiger Bayern München den Meistertitel noch an Borussia Dortmund verspielen. Die Dortmunder gastieren beim Rivalen Borussia Mönchengladbach, für den es in einem engen Rennen auch noch um einen Champions-League-Startplatz geht.

Erstmals seit 2009 wird die deutsche Bundesliga erst am letzten Spieltag entschieden. Die Bayern starten mit zwei Punkten Vorsprung und der um 17 Treffer besseren Tordifferenz in die 34. Runde. Ein Punkt gegen Frankfurt sollte also reichen. Mit einer Heimniederlage könnte den Bayern mit ÖFB-Star David Alaba ihr siebenter Meistertitel in Serie aber noch entgleiten.

Von einem Nervenflattern will man in München nichts wissen. "Im Winter haben wir gehofft, dass wir die Chance bekommen, am letzten Spieltag Meister zu werden. Jetzt haben wir sie", betonte der unter besonderem Erfolgsdruck stehende Bayern-Trainer Niko Kovac. Bis zu neun Punkte lag der Serienmeister in dieser Saison bereits hinter den Dortmundern, nun ist man in der klar besseren Position. "Wir können es selbst entscheiden", sagte Kovac.

"Es geht um Dynamiken, die entstehen"

Dortmund schöpft Hoffnung aus den verrückten Wendungen, die diese Fußball-Saison schon gebracht hat – auch in der Champions League. "Es geht um Dynamiken, die entstehen", erklärte Sportdirektor Michael Zorc. "Wenn wir in Führung gehen, könnte das etwas auslösen." In der 650 Kilometer entfernten Allianz Arena in München nämlich.

"So eine Situation hatten wir noch nicht", sagte Thomas Müller zur Alles-oder-nichts-Ausgangslage der Bayern. "Wir wollen im eigenen Stadion von Anfang an zeigen, dass nur wir Meister werden wollen." Müller wird den weiterhin nicht fitten Torhüter Manuel Neuer erneut als Bayern-Kapitän vertreten. Sollten die Münchner den Titel holen, würde ihr früherer Kapitän Lothar Matthäus bei der Siegerehrung mitwirken.

2009 brachte der VfL Wolfsburg seinen Zwei-Punkte-Vorsprung auf die Bayern vor der letzten Runde über die Ziellinie. Im Jahr darauf gingen die Münchner mit drei Zählern und 17 Toren Guthaben auf Schalke in die Schlussrunde, mussten den Titel also nur noch rechnerisch abholen. Seither war die Meisterschale in Deutschland stets schon vor der 34. Runde vergeben.

Für Kovac geht es um den ersten Meistertitel seiner Trainerkarriere, für Alaba um seinen achten. Für den Wiener wird es sein letztes Ligaspiel an der Seite seines kongenialen Partners Franck Ribery. Ob der Franzose, der die Bayern ebenso wie Arjen Robben mit Saisonende verlässt, in der Startformation vor ihm steht, ist ein gut gehütetes Geheimnis. "Ich lasse Sie ein bisschen im Nebel", sagte Kovac über die emotionale Option "Robbery" als Alternative zur sonst gesetzten Flügelzange Kingsley Coman/Serge Gnabry.

Frankfurt braucht Punkte

Auch für Frankfurt steht viel auf dem Spiel. Ein Punkt würde dem von Adi Hütter betreuten Europa-League-Halbfinalisten reichen, um in der kommenden Saison wieder international vertreten zu sein. Mit einem Sensationssieg wäre bei derzeit einem Punkt Rückstand auf den Vierten Mönchengladbach und den Fünften Bayer Leverkusen sogar noch die Champions-League-Teilnahme möglich. Bayern, Dortmund und RB Leipzig haben ihre Tickets für die Königsklasse bereits sicher.

Der Ligafünfte und der Ligasechste stehen in der Gruppenphase der Europa League, der Siebente muss in die Qualifikation. Hütter geht trotz der jüngsten Rückschläge, unter anderem des verpassten Europa-League-Finales, optimistisch in die letzte Runde. "Ich habe Platz acht grundsätzlich nicht in meinem Kopf, weil ich bis zum Schluss an meine Mannschaft glaube, dass wir das Ziel erreichen können, international zu spielen", betonte der Vorarlberger. Der frühere Salzburg-Trainer, Nachfolger von Kovac in Frankfurt, versprach einen mutigen Auftritt. "Wir brauchen diesen einen Punkt."

Damit würde Frankfurt zumindest Platz sechs fixieren. Hinter der Eintracht lauern allerdings auch noch der künftig vom bisherigen LASK-Coach Oliver Glasner betreute VfL Wolfsburg (gegen Augsburg), 1899 Hoffenheim (in Mainz) und Werder Bremen (gegen Leipzig) auf ihre Chance, im Kampf um Europa das bessere Ende für sich zu haben.

Leverkusen spielt mit den ÖFB-Legionären Julian Baumgartlinger und Aleksandar Dragovic in Berlin gegen Hertha BSC um die Champions-League-Teilnahme. Im Fernduell mit Mönchengladbach liegt man derzeit zwei Tore zurück. "Das ist das Endspiel. Wir wollen es gewinnen, und wir wollen Vierter werden", sagte Leverkusen-Trainer Peter Bosz. Kurios: Die Leverkusener standen während der gesamten Saison bisher kein einziges Mal auf einem CL-Platz. (APA; 17.5.2019)