Zwei tote Männer, eine verdächtige Pflegerin.

Foto: ORF / Degeto

Alte Menschen sterben früher oder später. Das ist meistens traurig – nur die Kinder von Paul Fuchs feiern eine Hochzeit im familieneigenen Hotel, während die Leiche des ungeliebten Patriarchen noch in dem Zimmer liegt, wo der bettlägerige Mann gepflegt wurde. Und auch die Ermittler Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) sehen im Stuttgarter Tatort: Anne und der Tod keinen Grund weiterzuermitteln. Bis dann ein noch ein alter Mann stirbt – der von derselben Frau gepflegt wurde: Anne Werner.

Anne Werner gehört zu jenen Menschen, die mit dem Auto von Wohnung zu Wohnung fahren, um unterbezahlt und unter Zeitdruck alte Menschen zu pflegen. Sie gehört auch zu jenen Menschen, die Wert darauf legen, bei der Rotkreuzsammlung mehr als die Nachbarin zu spenden und ein ansehnliches Auto zu fahren. Auch wenn das Geld dafür streng genommen nicht reicht.

Klassischer "Tatort"

Werners Einvernahme am Revier, um die herum der gesamte Tatort herumgesponnen ist, gestaltet sich zäh fürs Ermittlerduo – für die Zuschauer weniger, dafür sorgen sorgsam eingewobene Rückblenden zu den Einsätzen der Pflegerin, die deren dunkle Seiten mehr und mehr zeigen.

Sanft innovativ erzählen die Stuttgarter so einen klassischen Tatort: ein schwieriges, politisch aufgeladenes Thema, eine verschwimmende Grenze zwischen Gut und Böse, Konflikte unter den Ermittlern – und Dialoge, in die sich die eine oder andere Plattitüde verirrt. Aber auch die wollen eben gepflegt werden. (Sebastian Fellner, 18.5.2019)