Jan Böhmermann bei der Romy-Verleihung 2018, ein Jahr später sprach er in einem Video von einer "russischen Oligarchenvilla auf Ibiza".

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Der deutsche Satiriker Jan Böhmermann wusste offenbar bereits im April 2019 von dem Video, das am Freitag die "Süddeutsche Zeitung" und der "Spiegel" veröffentlicht haben. In dem Video soll FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache einer vermeintlichen Investorin aus Russland in einer Villa auf Ibiza Staatsaufträge für Wahlkampfspenden in Aussicht gestellt haben soll. Der Satiriker hatte bereits im April in Zusammenhang mit der FPÖ über eine "russische Oligarchenvilla auf Ibiza" gesprochen hat – ein Gag, den damals nur Insider verstanden.

Romy-Verleihung

Anlass für seine damalige Rede war die Verleihung der Romy für seine Show "Lass dich überwachen". Bei der Preisverleihung Mitte April sagte der Satiriker in einer eingespielten Videobotschaft, dass er sich den Preis nicht persönlich abholen könne, weil er "gerade ziemlich zugekokst und Red-Bull-betankt mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in einer russischen Oligarchenvilla auf Ibiza rumhänge".

Der "Spiegel", der an der Recherche beteiligt war, schreibt über die Frage, ob Böhmermann vorab Bescheid wusste: "Die Umstände des Treffens auf Ibiza waren vermutlich einer Reihe von Leuten bekannt." In einem Youtube-Video lieferte Böhmermann einen weiteren möglichen Hinweis auf die Veröffentlichung des Videos: In dem am Donnerstag veröffentlichtem Video sagte er zu einem Gast: "Kann sein, dass morgen Österreich brennt".

Licht ins Dunkel brachte schließlich die österreichische "SZ"-Journalistin Leila Al-Serori, die zum Rechercheteam der Tageszeitung gehört. "Nach unseren Informationen gab es einige Personen, die schon länger von der Existenz des Videos wussten. Dazu zählt offensichtlich auch Jan Böhmermann", so Al-Serori gegenüber dem STANDARD.

Am Samstag bestätigte auch Böhmermanns Manager Peter Burtz der Nachrichtenagentur dpa, dass sein Klient von dem Video wusste. Burtz dementierte aber, dass die Aufnahmen Böhmermann angeboten worden seien. Da sie ihm nicht angeboten worden seien, habe er sie auch nicht abgelehnt. Woher Böhmermann die Aufnahmen kannte, wisse er nicht, sagte Burtz.

"Durchgeknallter österreichischer Kinderkanzler"

In Richtung von Bundeskanzler Sebastian Kurz erklärte Böhmermann in seiner Rede im April: "Ich freue mich, dass ich ab heute nicht nur sieben Jahre mehr Lebenserfahrung habe als der durchgeknallte österreichische Kinderkanzler, sondern auch noch exakt zwei Romys mehr habe als der schweigende Fascho-Helfer mit den großen Ohren." Er verhandle gerade, wie er die "Kronen Zeitung" übernehmen könne, dürfe darüber aber nicht reden, so Böhmermann weiter. Auch in dem Strache-Video ist von einem Einstieg in der "Kronen Zeitung" durch die vermeintliche russische Investorin die Rede.

"Kurier"-Chefredakteurin Martina Salomon nannte Böhmermanns Rede damals "dumm und primitiv". (Stefan Binder, 17.5.2019)