Rom – Nachdem am Freitagabend die italienischen Behörden die Landung von 18 Personen – Familien mit Kindern und ein Mann in schlechtem gesundheitlichen Zustand – auf Lampedusa genehmigt haben, bleibt das Schicksal von weiteren 47 Migranten an Bord des Rettungsschiffes "Sea-Watch 3" ungewiss. Das Schiff befindet sich außerhalb italienischer Gewässer unweit von Lampedusa.

"Wir freuen uns für die Familien, doch an Bord bleiben Menschen mit verweigerten Rechten, so eine schwangere Frau und eine Person mit Behinderung. 18 verließen das Schiff, für 47 kämpfen wir weiter", twitterte die deutsche NGO "Sea-Watch", Betreiberin des Schiffes. An Bord befinden sich auch 22 Crewmitglieder und vier Ärzte.

Das zivile Rettungsschiff "Sea-Watch 3" hatte die insgesamt 65 Migranten am Mittwoch vor der Küste Libyens aus Seenot gerettet. Die Besatzung erklärte, viele der geretteten Menschen litten unter Erschöpfung, Dehydrierung und Seekrankheit. Außerdem benötigten einige der Geretteten psychologische Betreuung.

Politik der "geschlossenen Häfen"

Innenminister Matteo Salvini betonte, dass sich nichts an der Politik der italienischen Regierung der "geschlossenen Häfen" für private Rettungsschiffe ändere. "Wir haben keinen Schritt zurück gemacht. Die 'Sea Watch 3' darf nicht Italiens Hoheitsgewässer erreichen und die Häfen bleiben geschlossen", kommentierte Salvini. Das Rettungsschiff hatte am Mittwoch die 65 Migranten von einem Schlauchboot vor der Küste Libyens gerettet.

Premier Giuseppe Conte hatte am Freitag die Einwanderungspolitik seines Kabinetts verteidigt. "Wir werden den Fall der 'Sea-Watch 3' weiterhin verfolgen. Wir haben in der Vergangenheit mehrere Notstandssituationen gelöst", betonte Conte. Ziel der Regierung sei der Kampf gegen die Schlepperei. "Wir denken, dass wir dies tun können, indem wir auch die fundamentalen Rechte der Personen respektieren. Wir haben nie zugelassen, dass jemand im Mittelmeer stirbt", so Conte.

Im Jänner musste die "Sea-Watch 3" zwölf Tage lang mit 47 Flüchtlingen an Bord auf dem Mittelmeer bleiben, weil Salvini ihnen die Landung verweigerte. Erst nachdem sich andere europäische Länder zur Aufnahme der Flüchtlinge bereit erklärt hatten, durften die Migranten in Sizilien an Land gehen. Die EU hat die Rettung von Geflüchteten im Mittelmeer vorerst eingestellt. Immer wieder ertrinken Migranten im Mittelmeer beim Untergang ihrer oft nicht seetüchtigen Boote, die meisten beim Versuch der Überfahrt von Libyen in die EU. Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) spricht deshalb von der "tödlichsten Meeresüberquerung der Welt". (APA, 18.5.2019)

Zum Nachlesen:

"Sea-Watch 3"-Crew beklagt angespannte medizinische Situation an Bord