"Der Abend im Juli 2017 veranschaulicht, was Strache bewegt, und wo er sich selbst sieht: ganz oben", schreibt die Süddeutsche Zeitung. Strache trat am Samstag zurück.

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"New York Times" (New York):

"Der Rücktritt war der Höhepunkt einer Reihe von Skandalen, die Österreichs Regierungskoalition in die größte Krise seiner 17-monatigen Geschichte gestürzt haben."

"BBC" (London):

"Das Video scheint zu zeigen, wie Herr Strache Regierungsverträge mit einem mutmaßlichen russischen Investor im Gegenzug für Wahlkampfunterstützung diskutierte. Er scheint auf ein möglicherweise illegales Spendensystem für die rechtsextreme Freiheitspartei hinzuweisen, die er leitet."

"CNN" (Atlanta):

"Die FPÖ ist seit langem Teil der politischen Landschaft Österreichs. Sie wurde in den 1950er Jahren von ehemaligen Nationalsozialisten gegründet und trat vor 17 Jahren als erste rechtsextreme Partei in die Regierung ein. Strache hatte versucht, die Partei zu modernisieren, aber die Vorwürfe des Antisemitismus und der Islamfeindlichkeit halten weiter an."

"Süddeutsche" (München):

"Der Abend im Juli 2017 veranschaulicht, was Strache bewegt, und wo er sich selbst sieht: ganz oben. Er wünscht sich nicht nur eine Rolle wie die von Viktor Orbán in Ungarn – also nur noch umgeben von kuschenden, willigen Medien. Strache stilisiert sich aus als weltläufigen Mann, der bestens vernetzt ist und erklären kann, wie die Welt wirklich funktioniert. (...) Straches Bedürfnis nach Anerkennung ist Antrieb und Schwäche zugleich – es treibt ihn an, immer mehr zu wollen, führt aber auch zu maßloser Prahlerei. Aufgewachsen als einziges Kind einer alleinerziehenden Wienerin sucht der junge Heinz-Christian vor allem nach männlichen Vorbildern."

"Spiegel" (Hamburg):

"Sollte Strache von sich aus gehen, könnte er dadurch möglicherweise das schwarz-blaue Bündnis retten und einen Neuanfang ermöglichen. Sollte aber (Bundeskanzler Sebastian, Anm.) Kurz Strache tatsächlich aus der Regierung werfen, wäre dies wohl das Ende für die Koalition – wenige Tage vor der Europawahl. Oder es passiert gar nichts? Auch möglich, allerdings nicht wahrscheinlich."

"Handelsblatt" (Düsseldorf):

"Die Veröffentlichung des heimlich gedrehten Videos durch den "Spiegel" und der "Süddeutschen Zeitung" wird die politische Karriere des einst in jungen Jahren als Neonazi in Deutschland verhafteten Strache beenden. Der gelernte Zahntechniker, der einst bei Jörg Haider in die politische Lehre ging, hat sich als stellvertretender Bundeskanzler in Österreich endgültig untragbar gemacht. An seinen Rücktritt führt in einer funktionierenden Demokratie zwangsläufig kein Weg vorbei."

"Welt" (Berlin):

"Kurz befindet sich zum ersten Mal in seiner politischen Laufbahn tief in der Krise – jetzt muss er zeigen, was er kann. Kurz weiß genau: Wenn er jetzt einen Fehler macht, kann ihn das schon bald die Kanzlerschaft kosten und womöglich das Ende seiner kometenhaften Karriere bedeuten. Andererseits steht Kurz aber auch vor der Frage: Kann er vielleicht von der neuen Situation profitieren?"

Klix.ba (Sarajevo):

"Österreich wird durch eine große Affäre erschüttert, in die Heinz-Christian Strache, FPÖ-Chef, Vizekanzler und Bündnispartner des Chefs des Bundes der Unabhängigen Sozialdemokraten (SNSD) und Vorsitzenden des Präsidiums von Bosnien-Herzegowina, Milorad Dodik, involviert ist," unterstrich das Internetportal.

RTRS (Banja Luka, unter Kontrolle von Dodiks Partei):

"Die Sozialdemokratische Partei Österreichs hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft aufgefordert, Ermittlungen gegen Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus einzuleiten."

Die Affäre selbst wurde vom Sender am Samstag nur mit einem Satz erläutert: In der Öffentlichkeit sei kürzlich ein Video aufgetaucht, in dem die zwei österreichische Politiker einer angeblichen russischen Oligarchin Staatsaufträge gegen Finanzhilfe angeboten hätten. Die Affäre sei nur eine Woche vor der Europawahl aufgeflogen und werde sich bedeutend auf die Wahlresultate der FPÖ auswirken, die bisherigen Prognosen zufolge zur zweitstärksten Kraft aufsteigen dürfte, berichtete der Sender.

"La Repubblica" (Rom):

"Österreichs Regierungskoalition spaltet sich wegen eines Videos über die Verbindungen der Ultrarechten mit den Russen. Dieses Video bestätigt den schlimmsten Verdacht über Beziehungen zwischen der europäischen Ultrarechten mit Moskau. Gerechnet wird mit einem Bruch der Koalition, die seit 2017 in Wien regiert."

"Corriere della Sera" (Mailand):

"Ein heimlich gefilmtes Video löst einen Skandal aus, das die österreichische Regierung ins Schwanken bringt. Kanzler Sebastian Kurz ist gezwungen, die Beziehungen zu seinem Vize Strache zu brechen. Erwartet wird der Rücktritt Straches in den nächsten Stunden".

"L'Avvenire" (Mailand):

"Österreichs Kanzler Kurz lässt seinen Vize Strache nach einem belastenden Video fallen. Die Wiener Koalition wackelt. Kurz könnte die Verlockung vorgezogener Wahlen nachgeben, auch weil die jüngsten Umfragen die zunehmende Popularität seiner Volkspartei bezeugen". (red, APA, 18.5.2019)