"Wenn Sie mit meinem Kurs zufrieden sind, wenn Sie diese Veränderung fortführen wollen, dann brauchen wir bei der nächsten Wahl klare Verhältnisse": Kanzler Kurz nutzt das Zerbrechen seiner Regierung im TV für den Wahlkampfauftakt.

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DER STANDARD

Lassen Sie die Nation warten! Umso aufmerksamer hört man Ihnen zu!

Check. Die erste Stellungnahme von Bundeskanzler Sebastian Kurz erfolgte knapp 26 Stunden (!) nach der Veröffentlichung des "Ibiza-Videos".

Nützen Sie die wertvolle Sendezeit, in der Sie nicht unterbrochen werden können, um Ihre bisherigen Regierungserfolge zu feiern!

Check. Erst nach rund sechs Minuten kündigt Kurz Neuwahlen an. Vorher verspricht er, sich "treu zu bleiben", auch bei "Gegenwind"; erinnert an eingelöste Wahlversprechen: sinkende Schulden und Steuern, weniger Migration, Reformen bei Bildung und Sozialversicherungen. Und, zur Überraschung der ganzen großen weiten Welt inklusive Mark Zuckerberg: "Wir sind mittlerweile Vorreiter in der Digitalisierung." Hurra!

Tun Sie so, als ob Sie es eh schon immer gewusst hätten!

Check. "Die FPÖ schadet mit ihrem Verhalten unserem Weg der Veränderung. Es ist ein Schaden für das Ansehen unseres Landes, und es entspricht auch nicht meinem politischen Zugang, der Republik und den Menschen unseres Landes zu dienen."

Nutzen Sie jede Gelegenheit für Werbung in eigener Sache! Welchen besseren Rahmen kann es geben als die Prunkräume im Bundeskanzleramt?

Check. "Wenn Sie mit meinem Kurs zufrieden sind, wenn Sie diese Veränderung fortführen wollen, dann brauchen wir bei der nächsten Wahl klare Verhältnisse. Mit einem klaren Wahlauftrag. Dafür bitte ich Sie um Ihre Unterstützung!"

Inszenierung à la Kurz ... (Gianluca Wallisch, 19.5.2019)