Kabul – Zum zweiten Mal in diesem Monat hat der Afghanistan-Sonderbeauftragte der deutschen Regierung, Markus Potzel, den Vizechef der radikalislamischen Taliban, Mullah Abdul Ghani Baradar, getroffen. Das teilte ein Sprecher der Aufständischen am Sonntag mit. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin bestätigte das Treffen.

Bei dem Gespräch im Golf-Emirat Katar am Samstag sei es um die Suche nach einer Friedenslösung in Afghanistan und um den Beitrag Deutschlands dafür gegangen, erklärte der Taliban-Sprecher. Potzel habe demnach versichert, Deutschland wolle eine positive Rolle spielen. Potzel versicherte demnach auch, dass der regelmäßige Kontakt zur Taliban-Vertretung in Katar gehalten werden solle, wo die Extremisten ein halboffizielles Büro betreiben. Das erste Treffen der beiden hatte am 1. Mai stattgefunden.

Thema war Rolle Deutschlands bei Friedensbemühungen

Der Sprecher des deutschen Außenministeriums sagte, Potzel habe in den vergangenen Tagen in Kabul und Doha mehrere Politiker getroffen. Thema seien die laufenden Friedensbemühungen und die Rolle Deutschlands dabei gewesen.

Die USA hatten im vergangenen Sommer Direktgespräche mit den Taliban aufgenommen, um den seit mehr als 17 Jahren währenden Konflikt zwischen den islamistischen Extremisten und der von der NATO unterstützten afghanischen Regierung zu beenden. Davor hatten sie stets gesagt, die Aufständischen sollten direkt mit der Regierung verhandeln und ein Friedensprozess müsse unter deren Führung stattfinden.

In den vergangenen Wochen und Monaten sind immer mehr Länder und Diplomaten direkt in Kontakt zu Vertretern der Taliban getreten. Diplomaten zufolge führen mittlerweile mindestens 20 Länder und Organisationen mit ihnen einen Dialog. Auch Vertreter der EU bestätigten der Deutschen Presse-Agentur direkte Kontakte mit Taliban-Vertretern. (APA, 19.5.2019)