Tobias Pötzelsberger will darstellen, aufzeigen, erklären. Am Samstag moderierte er im ORF die Regierungskrise.

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Das Ende der ersten türkis-blauen Regierung hat einige politische Karrierehoffnungen im ORF fürs Erste durchkreuzt. Und eine journalistische Hoffnung ins Licht gesetzt. Tobias Pötzelsberger war am Samstag zu ein paar Minuten Tages-ZiBs eingeteilt. Und moderierte ab 10.30 Uhr aus dem Stand mit kurzer Unterbrechung an die sechs Stunden live und souverän die Sondersendung zum Ereignis – Heinz-Christian Strache tritt als Vizekanzler und FPÖ-Chef zurück – und dem stundenlangen Weg zum Ende der Koalition.

Wer ist dieser 36-Jährige, der da gekonnt und kompetent durch einen der längsten Tage der Innenpolitik führte? Woher kann der Mann das, der erst im Oktober 2018 zur Zeit im Bild in die ORF-Zentrale kam und seit Jänner 2019 die Früh-ZiBs um Guten Morgen Österreich und die ZiB um 13 Uhr moderiert? Zuletzt sah man ihn im Speed-Debating-Format des ORF zur EU-Wahl Printjournalisten Fragen zu "Duellen" stellen.

Salzburger Live-Erfahrung

Viel Liveerfahrung für solche Ereignisse hat Pötzelsberger über die Jahre davor mittags im ORF-Radio Salzburg gemacht: eine Stunde Mittagszeit live mit Livegästen und Anrufern. "Die Erfahrung ist Gold wert", sagt Pötzelsberger. Im vom damaligen Landesdirektor Roland Brunhofer kurz gehaltenen ORF Salzburg ist die Mittagsdebatte Aufgabe des abendlichen Salzburg heute-Moderators.

Pötzelsberger hat in Salzburg ab 2002 Politik studiert, seine Diplomarbeit über die Gewerkschaftsbewegung nach der Bawag-Krise verfasst. Während des Studiums schreibt er bei den Salzburger Nachrichten (SN) über Popmusik, 2004 kommt er über ein Praktikum ins Landesstudio und arbeitet sich hoch, wie er sagt.

"Zuschauer" auf Twitter

Kein (partei-)politisches Engagement, sagt er. Auf Twitter "nicht oft" und bewusst "nur Zuschauer, nicht Poster": "Als Journalist ist man Beobachter." Darstellen, aufzeigen, erklären sollten die, schon "einordnen" reicht er weiter an die Analyse. Als Journalist will er wahrgenommen werden, nicht als eine Art Star – deshalb mag er auch nichts über sein Privatleben sagen: Er kommt aus Lochen* am See im Innviertel, Eltern im öffentlichen Dienst, SN-Abonnenten. Update: Auch sein Bandprojekt "The More or The Less" erwähnt er nicht.

Und was will er noch werden? Was, wenn man ihm die ORF-Sommergespräche 2019 anböte? Pötzelsberger zeigt sich darüber so überrascht wie über seinen Wikipedia-Eintrag (seit Samstag im Netz). "Es gibt wirklich viel zu tun in dieser Regierungskrise. Ich fokussiere mich mit den Kollegen darauf, dass wir das weiter so gut packen." (Harald Fidler, 19.5.2019)