Der Wiener Praterstern bekommt wieder eine eigene Polizeiinspektion. 65 Beamte sollen dort ab Ende 2020/Anfang 2021 ihren Dienst versehen.

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Von links: Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl, Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), ÖBB-Chef Andreas Matthä, Stadträtin Ulli Sima (SPÖ), Peter Goldgruber (Innenministerium) bei der Präsentation der neuen Polizeiinspektion am Wiener Praterstern.

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Wien – Der Wiener Praterstern steht mittlerweile für vieles. Die Tatsache, dass er einer der größten Verkehrspunkte Wiens ist – immerhin 150.000 Menschen steigen hier täglich in einen Zug oder eine U-Bahn ein oder um –, geriet in den letzten Jahren aber ins Hintertreffen. In der medialen Berichterstattung dominierten Begriffe wie Alkohol- und Waffenverbot, Kriminalität, Brennpunkt.

Die Errichtung einer neuen Polizeistation soll dort nun das subjektive Sicherheitsgefühl der Passanten und Pendler verbessern. Das gab Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Montag gemeinsam mit Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl und dem ÖBB-Vorstandsvorsitzenden, Andreas Matthä, bekannt. Eigentlich wollte auch Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) anwesend sein, wurde ob der aktuellen Ereignisse aber von Peter Goldgruber – den Kickl kürzlich zum Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit ernannte, dem Bundespräsident Alexander Van der Bellen nun aber die Ernennung verweigert – vertreten.

Alkoholverbot, Waffenverbot, Videoüberwachung

Das ist keine gänzlich neue Idee: Erst 2014 wurde die alte Polizeiinspektion wegen Sanierungsbedarf vom Praterstern in die nahe gelegene Lassallestraße abgesiedelt – nun soll sie wieder zurückkehren. Dafür werden von den ÖBB acht Millionen Euro in einen 900 Quadratmeter großen Zubau investiert, der die Bahnhofshalle mit dem U1-Abgang verbinden wird. Die Exekutive wird 650 Quadratmeter an Fläche mieten. 65 Polizisten sollen in den neuen Zubau einziehen. Noch heuer soll mit dem Bau begonnen werden.

Der Praterstern solle "wieder ein beliebtes Ausflugsziel werden", wünscht sich Goldgruber. Polizeipräsident Pürstl möchte "ein sozial verträgliches Bild herstellen". Seit 1. Februar gilt die Waffenverbotszone. Seither seien die Delikte laut Pürstl im Vergleich zum Vorjahr um 45 Prozent gesunken. Den Rückgang der Kriminalität führt er auch auf den Ausbau der Videoüberwachung zurück.

Auswirkungen für Sozialarbeiter

Was die Fortführung des im Vorjahr eingeführten Alkoholverbots betrifft, will Ludwig noch die offizielle Evaluierung der Maßnahme abwarten. Diese soll "in den nächsten drei Wochen" abgeschlossen sein, sagte der Bürgermeister. Daraus solle etwa hervorgehen, ob etwaige Verdrängungseffekte von Randgruppen entstanden sind. Dass sich diese nun woanders aufhalten, darüber mache er sich "keine Illusionen". Es sei aber wichtig zu vermeiden, dass "eine Szene vor Ort" entstehe.

Auswirkungen gibt es auch im sozialen Bereich. Sozialarbeiter berichten, dass ihre Zielgruppen schwieriger zu erreichen seien, da sich ihr Radius vergrößert habe. "Seit dem Alkoholverbot wurde die Tätigkeit unserer Streetworker erschwert", sagt ein Sprecher des Roten Kreuzes, das vor Ort ein Tageszentrum für Obdach- und Wohnungslose betreibt, zum STANDARD.

Konsequenzen für andere Plätze

Die Suchthilfe Wien ist mit einem Team von Sozialarbeitern seit 2008 am Praterstern und Umgebung vertreten. Im Zuge der Einführung des Alkoholverbots habe man die Präsenz vor Ort verstärkt, sagt Koordinator Ewald Lochner. Welche Maßnahmen darüber hinaus notwendig sind, werde Teil der Evaluierung sein, die derzeit finalisiert werde. Eine eigene Polizeiinspektion erachtet Lochner als "sinnvoll."

Bei der Präsentation der Evaluierung will Ludwig auch etwaige "Konsequenzen für andere öffentliche Plätze" darlegen. Der Floridsdorfer Bezirkschef Georg Papai (SPÖ) wünscht sich seit längerem ein Alkoholverbot für den Franz-Jonas-Platz. (Vanessa Gaigg, 20.5.2019)