Die neue Google Glass Enterprise Edition 2: Angepasstes Design aber vor allem deutlich stärkere Hardware.

Foto: Google

Google Glass ist tot! Diese Schlagzeile war vor einigen Jahren öfters mal zu lesen, wirklich korrekt war sie genau genommen aber nie. Während Google seine Ambitionen für den Consumermarkt nach zahlreichen Kontroversen tatsächlich zurückgestellt hat, hatte man zwischenzeitlich andere Abnehmer gefunden: In der industriellen Fertigung. Und genau diesen Markt will man nun weiter forcieren.

Neue Hardware

Google hat eine neue Generation seiner Datenbrille Glass vorgestellt. Bei der "Enterprise Edition 2" handelt es sich um eine grundlegende Überarbeitung der bisherigen Hardware. Das grundlegende Konzept mit einem Prisma, das die Inhalte auf das Auge projiziert, bleibt zwar gleich, im Inneren bleibt hingegen kaum ein Stein auf dem anderen. So verwendet Google Glass EE2 einen komplett neuen Prozessor: Der Snapdragon XR1 wurde von Qualcomm extra für solche Headsets und die Aufgabenbereiche Virtual sowie Augmented Reality entwickelt. Der Spezialchip soll nicht nur eine bessere Performance bieten, auch die Akkulaufzeit soll erheblich besser sein als bei der ersten Hardwaregeneration

Ebenfalls neu ist eine Schutzbrille, die in Kooperation mit der Firma Smith Optics entwickelt wurde. Zudem kommt nun ein USB-C-Anschluss für den Ladevorgang zum Einsatz, und der Akku wurde auf 840 mAh vergrößert. Weiter Hardware-Eckpunkte sind 3GB RAM, 32 GB lokaler Speicherplatz sowie die Kamera mit 8 Megapixel und einem Blickfeld von 80 Grad. Die Display-Auflösung wird mit 640 x 360 Pixel angegeben. Auch Bluetooth 5.0 und WLAN 802.11ac werden unterstützt. Das Gewicht liegt bei 46 Gramm.

Android

Gleichzeitig wird auch die Software komplett umgestaltet. Dabei soll nun Android als Basis verwendet werden, wenn auch das nicht mehr ganz aktuelle Android 8. Wie das die Nutzung zur bisherigen Hardwareversion verändert, verrät das Unternehmen allerdings noch nicht. Klar ist jedenfalls, dass Maschinenlernen und automatische Objekterkennung eine wichtigere Rolle einnehmen sollen, dafür beinhaltet der XR1-Chip auch entsprechende Hardwarebeschleunigung.

Glass goes Google

Mit der Vorstellung geht auch eine Reorganisation der Entwicklung einher: Wurde Glass bis zuletzt im Rahmen der Alphabet-Tocher "X" entwickelt, wird die Datenbrille nun in die Hardwareabteilung von Google eingegliedert. Damit wolle man der "Nachfrage in einem wachsenden Markt für Wearables am Arbeitsplatz" gerecht werden, heißt es in der offiziellen Ankündigung.

Vorgeschichte

Google hatte Glass im Mai 2012 im Rahmen einer spektakulären Vorführung auf seiner Entwicklerkonferenz I/O vorgestellt. Dies führte zu einem regelrechten Hype um die neue Technologie, erwies sich schlussendlich aber auch als die Basis für deren Untergang. Denn der Backlash folgte schnell, es stellte sich heraus, dass das Tragen einer solchen Brille samt nach außen gerichteter Kamera in der Öffentlichkeit für viele nicht akzeptabel ist. Infolge wurde Glass aus zahlreichen Lokalen verbannt, zum Teil gab es auch körperliche Übergriff gegen Träger der Datenbrille. Google selbst gestand später ein, dass man bei der Produktvorstellung einige Fehler gemacht habe. Eigentlich sei Glass zu diesem Zeitpunkt bloß ein Experiment gewesen, die Explorer Edition sei zum Sammeln von Erfahrungen gedacht gewesen – und nicht als Consumer-Produkt. Mit der Art der Vorstellung habe man aber eine falsche Erwartungshaltung erzeugt.

Am Arbeitsplatz sieht es anders aus

Im klar umgrenzten Firmenumfeld erfreuen sich solche Augmented-Reality-Systeme hingegen wachsender Beliebtheit. So soll Google Glass etwa Fabriksarbeitern Zusatzinformationen zu Objekten, mit denen sie hantieren, liefern. Auch Anleitungen für Arbeitsabläufe stehen auf diesem Weg zur Verfügung, ohne dass die Hände benutzt werden müssen. Im medizinischen Bereich kommen Datenbrillen ebenfalls immer wieder zum Einsatz.

Verfügbarkeit

Die Enterprise Edition 2 soll um 999 US-Dollar pro Stück an Unternehmen verkauft werden, das ist deutlich billiger als jene 1.500 US-Dollar, die man einst für die "Explorer Edition" verlangt hat. Einzeln gibt es die Brille aber nicht zu kaufen, interessierte Unternehmen sollen die Verkaufsabteilung von Google direkt kontaktieren. (Andreas Proschofsky, 21.5.2019)