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Bei Huawei herrscht hinter den Kulissen derzeit große Aufregung.

Foto: Andy Wong / AP

Dass US-Präsident Donald Trump den chinesischen Tech-Giganten Huawei auf die Schwarze Liste gesetzt hat, hat das Unternehmen völlig überrascht. Seit Sonntagabend befindet es sich im Krisenmodus. "Man suche das Gespräch mit den USA", heißt es zum STANDARD. Auch wird betont, dass sich für die Nutzer von Huawei-Smartphones wenig ändern soll und der Bann der Amerikaner ein Teil des Handelskrieges mit China sei. Mehr ist derzeit nicht in Erfahrung zu bringen.

Abwarten

Mit Spannung wird derzeit auf die Reaktion der chinesischen Regierung gewartet, die wohl nicht einfach hinnehmen wird, dass ihr Vorzeigeunternehmen von den USA derart unter Druck gesetzt wird. Laut US-Medien steht im Raum, China könnte US-Firmen den Zugang zu Seltenen Erden beschränken. Diese Rohstoffe, die für den Bau von Handys ebenso gebraucht werden wie für Elektroautos, sind größtenteils in China zu finden. Eine Beschränkung könnte etwa Apple oder den PC-Hersdteller Dell treffen.

Der Bann der USA führte nun dazu, dass Google seine Beziehungen zu Huawei abbrechen musste. Folge könnte sein, dass sich auf neuen Geräten bald keine Google-Dienste mehr befinden und auch das mobile Betriebssystem Android nicht mehr genutzt werden darf. So ist unklar, ob das faltbare Mate X überhaupt nach Europa ausgeliefert wird. "Wir arbeiten eng mit Google zusammen, um eine Lösung zu finden", sagt Huawei Manager Alex Wang zum STANDARD.

Hardware

Neben Google haben aber auch große Chip-Hersteller die Zusammenarbeit mit Huawei auf Eis gelegt. So beliefern etwa Intel, Infineon oder Qualcomm das chinesische Unternehmen nicht mehr. Neben der Handy- und Laptopsparte, bekommt dadurch auch der Netzwerkbereich Probleme – da dieser auch Chips von externen Herstellern benötigt. Etwa für den Betrieb von 5G-Stationen.

Derzeit bemüht sich das Unternehmen in zahlreichen Ländern, darunter auch Österreich, beim Aufbau von 5G-Mobilfunknetzen zum Zug zu kommen. Dabei bläst Huawei schon länger ein scharfer Wind entgegen, da die USA dies unbedingt verhindern wollen. Sie befürchten Spionage seitens des chinesischen Staates. Diesbezüglich sprach auch der US-Botschafter bei Mitgliedern der Regierung in Wien in den vergangenen Monaten mehrmals vor. Trotzdem stehen die Chancen für Huawei nicht schlecht, der 5G-Lieferant von Magenta (T-Mobile) zu werden.

Smartphones

Für seine Smartphones hat Huawei schon vor Jahren seine eigenen Kirin-Prozessoren als zentrale Recheneinheit im Einsatz, allerdings musste das Unternehmen weitere Komponenten von Fremdherstellern kaufen. Ob das Unternehmen diese ersetzen kann, wird sich zeigen.

Bis Sonntagabend war das Unternehmen hauptsächlich damit beschäftigt, Samsung vom Thron zu stoßen und der größte Handy-Hersteller der Welt zu werden. Ein Ziel, das nun wohl nicht mehr zu erreichen ist. Dabei standen die Chancen dafür gar nicht so schlecht. Im ersten Quartal dieses Jahres konnte Huawei rund 60 Millionen Smartphones ausliefern. (Markus Sulzbacher aus Shenzhen, 21.5.2019)