Das Kabarettistenpaar Therese und Florian Kaufmann-Herberstein wohnt in einer Mietwohnung in der Wiener Neubaugasse. Der alte Bauernhof der Oma spielt beim Wohnen eine große Rolle.

"Wenn wir unsere Geldtaschen vergessen, werden wir mit Höhenmetern bestraft, denn wir wohnen im fünften Stock ohne Lift. Aber mit den Jahren wird das Atmen immer leichter, der Körper gewöhnt sich an die Prozedur. Dennoch lieben wir es, hier zu wohnen. Die 52 Quadratmeter große Wohnung wirkt groß, sie ist gut aufgeteilt. Unser Bad – es hat das Zeug zum winzigsten Bad der Welt – verschafft uns mehr Platz für die anderen Räume. Mehr als eineinhalb Quadratmeter hat es nicht, da ist kaum Platz zum Abtrocknen.

Die meisten Möbel im Hause Kaufmann-Herberstein sind von der Familie oder Freunden.
Foto: Lisi Specht

Gleich im Vorraum haben wir eine Sammlung an wirklich hässlichen Dingen: Wir haben eine Tradition mit unseren Freunden, die so funktioniert, dass wir uns gegenseitig von Reisen den größten Kitsch mitbringen. Den müssen alle auch zu Hause aufstellen. Das Ergebnis ist u. a. ein pinkes Katzen-Sprayer-Bild und ein kitschig bemalter Holzteller. Als Rache haben wir den Freunden eine barbusige Gartenzwergin vom Urlaub mitgebracht.

Foto: Lisi Specht

Eines unserer Lieblingsstücke ist der Wohnzimmertisch aus massivem Birnenholz. Er hat Familiengeschichte: Die Oma in der Steiermark hatte einen Heuboden, auf dem wir irgendwann die Bretter entdeckt haben. 'Das Glumpert könnt ihr haben', hat sie gesagt. Gesagt, getan – jetzt dient uns der alte Birnbaum vom Hof also als geliebtes Möbelstück. Auch die alte Psyche mit dem Spiegel im Schlafzimmer ist von der Oma. Im alten Bauernhaus ist der Ankleidespiegel völlig untergegangen. Hier in der hohen Altbauwohnung kommt er so richtig zur Geltung. Auch viele andere Stücke sind von Freunden, Familie oder vom Flohmarkt.

Das "kleinste Bad der Welt" ist einen Blick wert, und auch das monströse "Avengers"-Plakat, das sich in Omas alter Psyche spiegelt.
Fotos: Lisi Specht

Im Schlafzimmer wacht ein riesiges Avengers-Filmplakat über uns. Das haben wir von einem Kino in Graz geschenkt bekommen. Wenn wir in der Früh die Augen aufmachen und die vielen Muskeln sehen, wissen wir beide, dass wir noch viel trainieren müssen. Im Wohnzimmer haben wir dazu passend auch eine kleine Comic-Sammlung und Regale voller CDs, LPs, DVDs und Bücher. Das analoge Sammeln macht uns Spaß, aber Ordnung ist auch gut, denn Ausmisten ist Luxus. Weniger ist mehr. Das weiß man, wenn man aus einer Familie kommt, wo jedes einzelne Rexglas akribisch gehortet wurde. Aber natürlich waren das früher andere Zeiten.

Für uns ist wichtig, dass wir zwei Standorte haben. Wir renovieren den alten Bauernhof der Familie in der Steiermark und verbringen jahreszeitenabhängig auch viel Zeit dort im dörflichen Grünen. Meistens sind wir rund eine Woche am Stück an einem Ort. Die Mischung aus Stadt- und Landleben gefällt uns.

"Das analoge Sammeln macht uns Spaß, aber Ordnung ist auch gut, denn Ausmisten ist Luxus."
Fotos: Lisi Specht

Manchmal teilen wir uns auch gezielt auf, denn wir wohnen zusammen und arbeiten seit vier Jahren auch gemeinsam als Kabarettisten. Seit 15 Jahren sind wir zusammen – da braucht man auch ein kleines bisschen Distanz, vor allem nach vorbereitungsintensiven Zeiten wie einer Premiere. Die Feierabende lassen sich schwer von der Arbeit an unserem Programm trennen. Weil wir viel hin- und herfahren, haben wir Utensilien wie Zahnbürsten und Jogginghosen doppelt.

Die Wohnung des Kabarettistenpaars wirkt größer, als sie ist.
Foto: Lisi Specht

Das wichtigste Zubehör in der Steiermark sind zusätzliche Wolldecken auf dem Bett, denn in dem alten Haus hat es in der Früh oft nicht mehr als zwölf Grad. Die Heizung und Isolierung müssen wir erst machen. Doch den Holzofen lieben wir. So, wie es gerade ist – mit unserer temporären Stadt- und Landflucht -, ist es perfekt. Momentan können wir uns nichts anderes vorstellen. Irgendwann werden wir hier an der Decke eine Lampe aufhängen, bis dahin arbeiten wir einfach mit indirekter Beleuchtung." (27.5.2019)