Bier, Fleisch, Zelt – und die FPÖ. Was braucht Mann mehr.

Foto: Heribert Corn

Der Unterschied zwischen den Geschlechtern war der scheidenden Regierung verdammt wichtig. So sehr, dass er sogar im Regierungsprogramm verankert wurde. Ob sie es biologisch meinte, auf Kompetenz- oder Interessenebene – ganz klar war es nicht, was mit dem Satz "Die Verschiedenheit von Mann und Frau zu kennen und anzuerkennen ist ein Bestandteil menschlichen Lebens und damit unantastbar mit der Würde des Menschen verbunden" eigentlich genau gemeint war.

Marlene Streeruwitz widmete der möglichen Bedeutung dieses Satzes deshalb sogar eine satirische Youtube-Reihe. Doch was ideologisch dahinter steckte, war eigentlich immer klar. Der seltsame Satz ist nichts anderes als ein Wegweiser in die Vergangenheit, zurück zu alten Geschlechterrollen. Zurück zu einer Rollenverteilung, die Frauen darauf fixiert, entweder "sexy" oder Mama zu sein. Beides geht auch. So wurden Frauen in dem nun hinfälligen Regierungsprogramm vor allem als Mütter adressiert, Frauenpolitik verkam unter dieser Regierung zur konservativen Familienpolitik.

"Fuckability-Faktor"-Check

Das Ansinnen war also: Zurück in Zeiten, als Männer noch Männer und Frauen noch Frauen waren. Wer sich darunter eigentlich nicht mehr viel vorstellen kann, dem wird mit dem Ibiza-Video geholfen. Zwei Männer, die sich vor Publikum über Stunden ihre Potenz beweisen. Mit endlosem Gerede über einen anscheinend nicht enden wollenden machtpolitischen Einfluss und martialischen Gesten, etwa wenn Johann Gudenus sich hinstellt und mit seinen Händen eine Waffe formt – die Umschreibung des Wortes Glock bot ihm dafür Gelegenheit.

Nicht zu vergessen, dass es für Männer dieses Kalibers das Selbstverständlichste ist, Frauen sofort auf ihren "Fuckability-Faktor" abzuchecken. Und von diesen "Ist die schoaf"-Männern müssen wir uns ernsthaft seit Jahren anhören, jedes Kopftuch würde sofort das Ende der Emanzipation bedeuten. Denn wie sollen die Herren denn sonst bitte beurteilen, ob eine "schoaf" ist? Vielleicht war es ja so gemeint, dann ergäbe es zumindest irgendeinen Sinn.

Vorführung toxischer Männlichkeit

Kurz: Hier wurde einem extrem primitiven Skript von Männlichkeit gefolgt, konkret in dem Video, aber auch im völlig offiziellen und nüchternen politischen Tagesgeschäft. Und selbst nach dieser beispielhaften Vorführung toxischer Männlichkeit bleibt H.-C. Strache in genau dieser verhaftet. Es sei eine Sauferei gewesen. Besoffen sein. So kann man Fehlverhalten "männlich" kommentieren, und damit hat er nicht unrecht: Richtig viel "saufen" gehört noch immer zum guten Ton traditioneller Männlichkeit.

Zurück zur Verschiedenheit der Geschlechter; wenn Männer noch "richtige Männer" sind. Vielleicht gibt es jetzt endlich die Einsicht, dass das mit Würde rein gar nichts zu tun hat. (Beate Hausbichler, 21.5.2019)