Kochen mit Jamie Oliver
The Naked Chef – das Original

20,60 Euro

ISBN 978-3-8310-3762-9

Verlag Dorling Kindersley

Foto: Dorling Kindersley Verlag

Jamie Oliver dürfte es momentan nicht ganz leicht haben: Vor wenigen Tagen musste er für seine Restaurants Gläubigerschutz beantragen, mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind von einer Schließung der Lokale betroffen.

Dabei gäbe es auch etwa zu feiern, nicht nur den 44. Geburtstag am 27. Mai. Vor 20 Jahren erschien sein allererstes Kochbuch im Original: "The Naked Chef". Das Buch wurde weltweit mittlerweile mehr als drei Millionen Mal in 25 Sprachen verkauft, mit der Neuauflage wird diese Zahl nun weiter steigen.

Im deutschsprachigen Raum kam "The Naked Chef" übrigens erst nach "Genial kochen mit Jamie Oliver" (Original: "Happy Days with the Naked Chef") 2002 auf den Markt. Zu diesem Zeitpunkt war Jamie Oliver in Großbritannien schon ein Star – bekannt geworden durch die BBC-Sendung "The Naked Chef", in der er ganz locker und mit T-Shirt bekleidet vor der Kamera kocht. Die Reihe lief von 1999 bis 2001, hierzulande wurde sie ab dem Oktober 2002 in der "Donnerstagnacht" des ORF ausgestrahlt.

Jamie Oliver im Jahr 2018 in Cannes.
Foto: apa/hache

Zurück zu seinem ersten Kochbuch. Es zeigt ihn – wie in allen folgenden Kochbüchern – auf dem Cover und in vielen weiteren Abbildungen im Buch, damals eben noch blutjung und einige Kilos leichter. In der Einleitung aus dem Jahr 1999 schreibt er, es sei eine "Sammlung von idiotensicheren, schnellen absolut super schmeckenden Gerichten ohne überflüssigen Schnickschnack", schließlich solle Kochen doch vor allem Spaß machen. Das nahmen sich viele zu Herzen, seine Bücher und die TV-Show waren sicher Mitauslöser für den großen Boom an Kochshows und eine Kochbuchflut.

Vergleicht man das Buch mit Kochbüchern von heute, so lässt sich prinzipiell sagen, dass es nicht wirklich aus der Zeit gefallen scheint. Klar, die Foodfotografie hat sich in den letzen beiden Jahrzehnten weiterentwickelt, hier wird noch sehr direkt aufs Essen fokussiert, das Drumherum ist noch nicht so wichtig, wie es in aktuellen Kochbüchern der Fall ist und manchmal auch übertrieben wird.

Die Basics kann man nach wie vor unterschreiben: Die Liste für den Vorratsschrank beispielsweise umfasst diverse Senfsorten, Hülsenfrüchte von Bohnen bis Linsen und Kichererbsen. Dazu kommen u. a. viele Nüsse und Kerne, Soja- und Fischsauce, getrocknete Tomaten oder auch Trockenfrüchte.

Mit Nährwert

Was fehlt: es gibt keine Modegetreidesorten, keine Milchersatzprodukte usw. – die vegane Welle war noch weit entfernt, dementsprechend auch tierfreie Ersatzprodukte. Frische Kräuter, Produkte von guter Qualität einkaufen, das gilt natürlich weiterhin.

Zu den Rezepten: Vieles ist italienisch inspiriert, von Minestrone bis Risotto, dazu gibt es Rezepte aus Jamie Olivers Kindheit beispielsweise der Lieblingspudding "so wie ihn meine Mum macht", aber auch asiatisch Inspiriertes wie "Gebratenes chinesisches Gemüse mit Ingwer-Austern-Sojasauce". Auch Basisrezepte für Suppen und diverse Saucen sowie Mayonnaise fehlen nicht. Einen großen Unterschied gibt es im Vergleich zur ersten Ausgabe: unter jedem Rezept ist eine Nährwert- und Kalorientabelle abgedruckt. Das gab es am Anfang von Jamies Karriere nicht. Doch der "Naked Chef" ist ja mittlerweile auch gesundheitsbewusster geworden und hat zwischendurch rund um seinen 40er einige Bücher zu gesundem Kochen abgeliefert.

Dass hier bei der Kochbuchbesprechung kein Gericht aus dem Buch so wie sonst bei üblich dabei stehen kann, ist dem großen Erfolg von Oliver in den letzten 20 Jahren geschuldet. Die jugendliche Leichtigkeit und Coolness von damals ist dem beinharten Business gewichen. Es kann eben nicht einmal ein Rezept ohne Zustimmung seines Managements veröffentlicht werden.

Nun, hoffentlich geht es ihm in Zukunft mit den Kochbüchern besser als mit seinen britischen Restaurants. Seine Verdienste darin, dass er junge Menschen zum Kochen brachte und in britischen Schulen mit einer großen Initiative die Ernährung der Schulkinder verbesserte, bleiben ihm unbenommen. (Petra Eder, 25.5.2019)