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Es gibt Leute, denen kannst du nicht einmal eine Bohrmaschine in die Hand geben. Dieses Problem fällt hier konkret gerade weg.

Foto: Reuters

Dass ein Installateur kommt, die Therme repariert und während der Zeit im Bild aus dem Nebenzimmer meint, dass er das total gut findet, dass die Blauen jetzt zumindest kurz einmal weg von der Bildfläche sind, erleichtert mich doch sehr.

Ich bin ja sonst immer damit beschäftigt, scheißliberal mit Vollbart, Dutt, Kleinkriminellen Simulationstätowierungen und Kinderwagen mit Hybridantrieb im Bioladen drüben im siebenten Wiener Gemeindebezirk vegetarische Knusperkekse für das Hundi zu kaufen; vom Kaffee und der Latte und überhaupt der flauschigen Ruhe dort ganz zu schweigen. Bezüglich des tagtäglich lärmenden Bevölkerungsaustausches hier im heimatlichen Wien-Rudolfscrime eine Oase der Hipness.

Salz der Erde

Ich kenne außer durchgeknallten Kreativen und diversen Prekären im Lokal, wo sie James Last auf Techno spielen, aber eh leise, damit man sich unterhalten kann, so gut wie keine normalen Leute. Das sind alles irre Spinner, die sich gegenseitig Bobos schimpfen, weil sie sich selbst eigentlich als Salz der Erde betrachten, aber im Wesentlichen – außer ab und zu der eigenen Pappen – nicht einmal eine Bohrmaschine halten können. Deswegen machen sie sich ihr eigenes Leben schlecht.

Ich kann das Wort Gutmensch als Schimpfwort von Gutmenschen über Leute, die nur versuchen, nicht Oasch zu sein und die Welt nicht noch schlechter zu machen, als sie ohnehin schon ist, nicht mehr hören. Was ist das Lebensziel – Nazi werden?!

Gutmensch haut Gutmensch

Wenn ich nicht die Lugner-City als nahegelegenes Einkaufszen trum hätte, in dem es außer Schrottpizza dank mir und meinen urban zugezogenen Freunden mittlerweile sogar dämliche Rucola und Fenchel gibt, würde ich, abgesehen von sporadischen Handwerkerbesuchen, so gut wie keine Kontakte mit der sogenannten Basis haben.

Wenn also der Installateur sagt, dass er froh darüber ist, dass das blaue Gesocks kurz in den Arsch geht, kann ich nicht umhin, dies schlicht und einfach gut zu finden. He, ihr da draußen wählt ja gar nicht nur diese miese rechte Partie! Ich bin überhaupt dafür, die eigene Blase öfter zu verlassen. Wenn einem dort draußen etwas auf den Oasch geht, kann man das ja jederzeit sagen. Im Übrigen distanziere ich mich von mir selber. (Christian Schachinger, 22. 5. 2019)