Das Rautenmuster ist typisch für die Arbeiten des 90-jährigen Joe Tilson.

Foto: Swatch

Die "venetianische Uhr" von Joe Tilson ist mit einem Harlekinmuster in Rot, Gelb und Blau überzogen.

Foto: Hersteller

Wenn man genau hinschaut, erkennt man noch die Bleistiftkonturen, die Joe Tilson auf dem Zifferblatt hinterlassen hat. Auf dem Silikonarmband sind die Acrylspuren des bunten Harlekinmusters erahnbar, auf der blauen Schlaufe sitzt die Signatur des Künstlers. Man könnte sagen: Die diesjährige Künstleruhr des Biennale-Sponsors Swatch ist ein Stück Malerei auf Silikon.

Entworfen hat sie heuer der 90-jährige Pop-Artist Joe Tilson. Der ist ein echter Biennale-Veteran, bereits 1964 hat er Großbritannien in Venedig vertreten, wenige Jahre später waren einige grafische Arbeiten von ihm auf der Documenta in Kassel zu sehen. Wie die Künstlereditionen zustande kommen?

Das sei oft Zufall, erklärt Kreativchef Carlo Giordanetti. Bei Joe Tilson sei das nicht anders gewesen. Im Sommer vergangenen Jahres habe er farbenfrohe Fahnen des Briten auf der Londoner Regent Street entdeckt und Kontakt aufgenommen mit dem betagten Künstler, der bis heute ohne Smartphone und E-Mail-Anschluss lebt. Dessen erste Reaktion: "Ausgerechnet ich soll in meinem Alter noch eine Swatch gestalten?"

Die Bedenken des Briten hat Giordanetti, der gerne zwei Uhren gleichzeitig an den Handgelenken trägt (eine links, die andere rechts) und die Künstlerkooperationen wie die Präsenz des Biennale-Sponsors vor Ort betreut (vier junge Künstler stellen im Swatch-Pavillon inmitten des Arsenale-Areals aus), zerstreuen können.

Operation Kunst

Dass Lifestyle-Firmen aus Image-Gründen die Nähe der Kunst suchen, ist nicht neu. Swatch-Gründer Nicolas Hayek brachte 1985 die erste Künstleruhr heraus, vor rund zehn Jahren wurde in Schanghai mit dem Swatch Art Peace Hotel ein Künstlerhotel eröffnet, seit 2015 ist das Unternehmen Hauptsponsor der Biennale.

"Weltweite Sichtbarkeit" verspreche die Zusammenarbeit mit der Biennale, meint Giordanetti, noch dazu sei man mit den Galeristen und Sammlern ganz nah dran an einer attraktiven Zielgruppe. Es verwundert nicht, dass der Kreativchef von der Kooperation mit zwei Schwergewichten der Branche träumt: Marina Abramovic und David Hockney.

Erhältlich ist die Uhr von Joe Tilson online in einer limitierten und nummerierten Auflage von 2019 Exemplaren. (Anne Feldkamp, RONDO, 27.5.2019)