Ein "Panther" von Rosenbauer im Einsatz.

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Sie werden langsam mehr, die Elektroautos auf Österreichs Straßen. Ende April waren 24.000 vollelektrische Pkws zum Verkehr zugelassen. Bei einem Gesamtfahrzeugbestand von fünf Millionen ist das noch immer nicht mehr als eine Stelle hinterm Komma, die Kurve zeigt aber nach oben. Auch die Feuerwehr steht vor neuen Herausforderungen.

"Wir beschäftigen uns auch mit Löschtechniken für E-Mobilität, stehen aber noch am Anfang", sagte Dieter Siegel, Chef des Feuerwehrausrüsters Rosenbauer, dem STANDARD. Dies auch deshalb, weil man hoffe, dass technische Lösungen verstärkt in Richtung Risikominimierung gehen.

Noch wenig Erfahrungen

Noch gibt es wenig Erfahrung mit Unfällen, in die Elektroautos verwickelt sind. Da und dort wird durchgespielt, wie eine Rettung ablaufen soll, damit eingeschlossene Personen im Ernstfall rasch geborgen werden. Schon aus Gründen des Selbstschutzes seien solche Trainings angebracht, meint Siegel. Immerhin liegen bei Elektroautos Spannungen von 400 bis 600 Volt auf den Leitungen, wenn die Batterien nach einem Unfall nicht automatisch vom Bordnetz getrennt sind.

Dieter Siegel sitzt in sechster Generation im Chefsessel des Feuerwehrausrüsters Rosenbauer. Er hat im März mit Blaulichtorganisationen die Zivilschutzagenda Österreich ins Leben gerufen.
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In vielen Fahrzeugen ist dieser Automatismus mit dem Airbag gekoppelt. Sobald der Sensor auslöst, werden die Akkus von den Versorgungsleitungen gekappt. Das Problem ist, dass die Einsatzkraft am Unfallort das zunächst nicht mit hundertprozentiger Sicherheit weiß.

Große Erwartungen

Noch fehle eine praktikable wirtschaftliche Lösung, um den Brand eines E-Autos in den Griff zubekommen. Siegel: "Es gibt spezielle Container, in denen ein Fahrzeug geflutet werden kann. So etwas kann ich aber nicht an jedem Unfallort haben." Die Erwartungshaltung der Gesellschaft sei groß. "Man geht davon aus, dass die freiwilligen Feuerwehren sofort die geeigneten Löschtechniken zur Verfügung haben, wenn Elektroautos auf den Straßen sind, dass sie darin geschult sind und wissen, wie damit umzugehen ist", sagt Siegel. Vieles werde als selbstverständlich angenommen, was nicht selbstverständlich ist.

Die vielen Menschen, die sich in Österreich ehrenamtlich engagieren, seien ein großes Asset. Da und dort stoße man aber an Grenzen. Siegel wünscht sich mehr Wertschätzung für das Ehrenamt. Um die Sichtbarkeit zu erhöhen und für diverse das Ehrenamt betreffende Anliegen mehr Gehör zu finden, hat Rosenbauer mit der Rotkreuzorganisation, dem Kuratorium Sicheres Österreich und dem Bundesfeuerwehrverband die Zivilschutzagenda Österreich ins Leben gerufen.

Man könne sich zum Beispiel überlegen, Ausbildungen im Rahmen der Freiwilligentätigkeit auch für berufliche Zwecke anzuerkennen, schlägt Siegel vor. Auch wäre es schön, wenn von Unternehmen, die Mitarbeiter für die Feuerwehr oder den Katastrophenschutz freistellen, in deren Abwesenheit keine Lohnsteuern und Abgaben eingehoben würden. "Wovon wir nichts halten, sind Sonderurlaube. So etwas lässt sich schwer abgrenzen und widerspricht auch dem Freiwilligengedanken", sagte Siegel.

4500 freiwillige Feuerwehren

In Österreich gibt es 4500 freiwillige Feuerwehren, sie zählen knapp 300.000 Mitglieder. Die ehrenamtliche Tätigkeit allein dort summiert sich laut Schätzungen auf rund 200 Millionen Euro pro Jahr. Daneben gibt es noch sechs Berufsfeuerwehren, neben Wien auch in Linz, Graz, Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg.

Laut einer von Karmasin-Research durchgeführten Erhebung ist einer von zwei Österreichern in der einen oder anderen Form ehrenamtlich tätig. Eingeschränkt auf Rettungskräfte, Brand- und Katastrophenschutz sind es 14 Prozent der Bevölkerung – ein Spitzenplatz in Europa. (Günther Strobl, 22.5.2019)