Foto: Niki Meixner

Die frohe Botschaft kommt zum Schluss des Albums. Ja, singt da unser Fuzzman im für die Gäste am Wörthersee angepassten hochdeutschen Karawankenidiom, es gibt ein Leben nach dem Liederbuch, der tausendjährigen Autobahn, der Pferdestaffel und dem beständigen Bemühen, andere Menschen so schlecht zu machen, dass sie sich schlecht fühlen und man sich selbst dadurch besser vorkommt.

Das Lied zur Lage der Nation kommt so ähnlich wie Sympathy for the Devil von den Stones daher, wenn diese es mit einem Mittelscheitel und Schlaghosen tragenden Erbschleicher aus der ZDF-Hitparade der 1970er-Jahre beim Fest der Freiwilligen Feuerwehr Ferlach im dortigen Gaston-Glock-Park zum Vortrag bringen würden. Der Gitarrist hat gerade seine siebte Hülse gezwickt. Bevor es mit dem südamerikanischen Samba-Rhythmus also zu hektisch wird, macht auch der Fuzz-man lieber erst einmal eine Rauchpause mit selbstgebauter Knuspertüte. Einatmen. Ausatmen. Loss lei lafn. Jah blessing!


redelsteiner

Der Fuzzman bekennt sich und für uns (gegen die ganze mit Slim-Fits, Selbstoptimierungsmonstern und Systemerhaltern verstellte Welt) zu einer Haltung, mit der sich viel Übel in der Welt verhindern ließe: Ich tachinier! Zu finden ist das hübsche Lied auf seinem neuen Album Hände weg von allem (Lotterlabel).

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Im Gegensatz zu seinem zweiten Projekt, den Pop-Schwermelancholikern Naked Lunch, von denen heuer auch Neues erscheinen soll, schreckt Herwig Zamernik auf Liedern wie Ein Stern, der keinen Namen trägt oder Pferdeäpfel auch nicht vor dem klassischen deutschen Schlager zurück. Ganz im Sinne des großen Christian Anders (Es fährt ein Zug nach Nirgendwo) wird durchaus auch mit Promille und Billigorgel gedimmter deutschsprachiger Soul für Menschen produziert, die näher am Kitsch gebaut und den großen falschen Gefühlen verpflichtet sind, als es ihr Zynismus nüchtern je erlauben würde. Großes Kino im Gemeindesaal also. Und dazu ein Rüscherl, Fetzi oder Bonanza! (Christian Schachinger, 22. 5. 2019)