Foto: istock/getty images/jordiasy
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Pro
von Bettina Pfluger

Wer das Kleine nicht ehrt, ist des Großen nicht wert. Gemäß dem alten Sprichwort ist es Zeit, eine Lanze für den kleinen Kupferling zu brechen. Er eignet sich mit seinen Münzfreunden perfekt, um alte Gurkengläser zu füllen.

Wer das regelmäßig macht und bei der Bank umtauscht, kann sich über ein nettes Sümmchen freuen. Wird das auf diese Weise zusammengeklaubte Kleingeld gespendet, schafft es selbst die kleinste Euro-Münze, Großes zu bewirken.

Kupfer im Regenwasser soll übrigens verhindern, dass sich Gelsenlarven entwickeln. Einen Cent für ein gelsenfreies Balkonien! Außerdem sollen die Kupferlinge ja lästige Wespen fernhalten. Ein möglicherweise unbezahlbarer Tipp für das nächste Date im Schanigarten. Selbst wenn der umstrittene Rat die Plagegeister nicht fernhält. Das Date wird den Einsatz gegen die lästigen Sommerfreunde möglicherweise sehr schätzen und gerne noch "auf einen Kaffee mitgehen". In einem Cent steckt also ganz schön viel (Mehr-)Wert.

Kontra
von Regina Bruckner

Wer den Groschen nicht ehrt, ist des Schillings nicht wert. Eine moderne Version des weisen Sprichworts hält die Welt seit Euro-Zeiten nicht bereit. Aus gutem Grund. Kamen Onkel und Tanten in früheren Zeiten zu Besuch, steckten sie den Kleinen oft ein bisschen Geld zu. Zehn Schilling waren da noch etwas wert. Sie waren groß und klimperten noch dazu schön.

Das ist Vergangenheit. Kleingeld hat an Wert verloren. Die Oma wird ausgelacht, wenn sie dem Enkerl einen Euro in die Hand drücken will. Von Cents gleich gar nicht zu reden. Die wertmäßig ebenbürtigen Fünf-Groschen-Münzen hat man nicht einmal in den 1970ern geschenkt.

Heute sind Cent-Münzen meist ihre Produktionskosten nicht wert. Sie lasten einem schwer auf den Taschen oder fristen ihr Dasein im Gurkenglas. So lange, bis man sie zum Wechseln zur Bank schleppt – und dafür noch bezahlt. Anders wird man sie schwer los. Denn auf die stechenden Blicke an der Kasse beim Klauben verzichtet man gern. (RONDO, 30.10.2019)