Dieser Hund scheint ziemlich tot zu sein.

Foto: Thimfilm

Die Geschichte beginnt irgendwann mit der Sesshaftwerdung der Menscheit, mit Ackerbau, Viehzucht und damit, dass das Gras auf der anderen Seite des Gartenzauns immer grüner wächst als das eigene Unkraut. Dazu gesellt sich in jüngerer Zeit beispielsweise das Problem mit schattenspenden Pflanzen, Thujen, Kirschlorbeer, Bäume.

Diesem Aspekt erwartbaren und zeitlosen nachbarschaftlichen Zwists und Haders hat die unter dem Titel Komödie laufende Kinostudie Under the Tree nichts Neues hinzuzufügen.Regisseur Hafstein Gunnar Sigurdsson siedelt seinen bereits vor zwei Jahren in Venedig vorgestellten Filmin einer Reihenhaussiedlung in Reykjavik an. Der Baum im Garten von Inga und Baldvin legt dunkle Schatten über die Terrasse von Konrad und Eybjörg. Wer keine Sonne abbekommt, dessen Seele beginnt sich bekannterweise zu verdunkeln.

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Blöd nur, wenn auch die Nachbarn Gift und Galle spritzen. Wenig Spaß unter dem Überhang und Überwuchs also. Vom Rest der traurigen Angelegenheit leben weltweit Heerscharen von Zivilrechtsanwälten.

Grimmig komisch

Dazu gesellen sich dann ebenfalls im Bassenastreit-Genre bekannte Nebeneffekte wie heimlicher Alkoholismus, Depression, Sadismus, Vandalismus, die Rückkehr ins Hotel Mama, nackte Gewalt – oder abgöttisch geliebte Haustiere, die tagelang verschwinden und, anders als vom Friedhof der Kuscheltiere, ziemlich steif zurück zum Besitzer kommen.

Das ist unter dem düsteren Licht des isländischen Hochsommers manchmal ungefähr so lustig wie Michael Hanekes Gewaltstudie Benny‘s Video. Und manchmal muss man dann ja auch tatsächlich lachen bei dieser typischen Arthouse-Sause. Für einen nett brutalen Fernsehabend reicht es aber. Im Kino? Na ja. (Christian Schachinger, 22.5.2019)