Wenn es viele geförderte Wohnungen gibt, wirkt das preisdämpfend auf den gesamten Markt – etwa in Oberösterreich. Im Bild: Eine Wohnanlage der ISG Braunau.

Foto: Michael Schrott

Um insgesamt 13 Prozent sind die Mietpreise in Österreich inklusive Betriebskosten in den letzten fünf Jahren angestiegen. Diese Zahlen präsentierte kürzlich die Statistik Austria in ihrem Bericht "Wohnen 2018". Eine Zahl, die allerdings auch noch viel höher sein könnte, so Konrad Pesendorfer, fachstatistischer Generaldirektor der Statistik Austria. Ein Grund, warum sie es nicht ist: der hohe Anteil des geförderten und sozialen Wohnbaus in Österreich. Sechs von zehn Miethaushalten sind Gemeinde- oder Genossenschaftsmieter. Ein Faktor, der die Mietpreise weniger stark ansteigen lässt. "Wien hat damit viel dämpfen können", sagte Pesendorfer.

Auch insgesamt ist die Anzahl der Mieter mit 43 Prozent in Österreich hoch. In Europa ist sie nur in Deutschland höher. Mit 78 Prozent gibt es in Wien die meisten und mit 19 Prozent im Burgenland die wenigsten Mieter. Ein eindeutiger Zusammenhang, so die Statistiker: Je größer die Gemeinde, desto mehr Mieter gibt es. In privaten Mietwohnungen leben österreichweit 43, in Genossenschaftswohnungen 40 und in Gemeindewohnungen 17 Prozent. Insgesamt ist die Zahl der Mieter in Gemeindewohnungen in Wien mit 29 Prozent am höchsten. In Genossenschaftswohnungen leben 28 Prozent. In dieser Kategorie sind auch in Oberösterreich mit 63 und in Niederösterreich mit 54 Prozent die Zahlen hoch. In Westösterreich sind sie hingegen niedrig, weshalb Mieten dort im Durchschnitt auch teurer ist.

Hohe Nachfrage

Allein auf dem privaten Mietmarkt sind die Mietkosten seit 2014 um 14 Prozent gestiegen. Das liege an der hohen Nachfrage durch den Bevölkerungszuwachs in den Ballungsräumen, so Pesendorfer. Doch auch bei den Genossenschaftswohnungen sind die Preise um 13 und bei den Gemeindewohnungen um acht Prozent angezogen – beides allerdings von einem weit niedrigeren Niveau.

Besonders wer aktuell eine Mietwohnung sucht, muss mit hohen Kosten rechnen. Österreichweit lag die Nettomiete bei Neuvermietungen bei 7,10 Euro pro Quadratmeter, in Wien sind es 7,90 Euro. Bei Mietwohnungen insgesamt sind diese Zahlen weit niedriger. "Betrachtet man alle bestehenden Mietverhältnisse, klingt es so, als wären die Mieten sehr günstig. Wer aber aktuell auf dem Markt sucht, wird solche Preise nicht finden", so Pesendorfer. Die Mietkosten richten sich stark nach der Mietdauer: Sind es zwei Jahre oder weniger, ist die Miete fast doppelt so teuer wie in Wohnungen, die seit 30 Jahren oder länger bewohnt werden.

Hinzu kommt, so Vlasta Zucha, Direktorin Bevölkerung bei der Statistik Austria, dass der Anteil der Befristungen, sobald eine Wohnung neu vermietet wird, immer weiter nach oben geht: Zwischen 2008 und 2018 stieg er im privaten Mietsektor von 30,2 auf 45,8 Prozent, in allen Segmenten von 14,5 auf 22,7 Prozent. (Bernadette Redl, 23.5.2019)