Ein Bild aus vergangenen Tagen – der Versicherungsmakler AVM smart setzt auf digitale Abwicklung.

Foto: APA

Sebastian, du wirst es nicht glauben, aber meine Kunden wollen nicht mehr, dass ich zu ihnen nach Hause komme, sondern das Gespräch online abwickle." Dieser Satz hat für das Brüderpaar Arthofer einiges verändert. Sebastian – der Jüngere und damals bereits in einem volldigitalisierten Unternehmen tätig – hat das wenig überrascht. Bruder Benjamin hat diese Erkenntnis aus seiner bisherigen Welt gerissen. Denn als Versicherungsmakler war er es gewohnt, dass sein Job viele Hausbesuche beinhaltet.

Nach einer Analyse der digitalen Angebote im Versicherungsvergleich war für die beiden im Herbst 2017 klar: Da gehört etwas geändert. Denn Themen wie digitale Signatur oder Online-Beratung steckten bei Versicherern damals noch in den Kinderschuhen, sagt Sebastian Arthofer.

Fortan haben die beiden den vom älteren Bruder Benjamin gegründeten Versicherungsmakler Avers in die digitale Realität geholt und in AVM smart umbenannt. Sie arbeiten mit mehr als 35 Produktpartnern zusammen.

Existenzbedrohende Risiken

Spezialisiert hat sich AVM smart auf die Absicherung existenzbedrohender Risiken. Die private Krankenversicherung werde derzeit massiv nachgefragt, sagt Sebastian Arthofer, der sich um das Marketing und die digitale Weiterentwicklung bei AMV smart kümmert. Vor allem die Zunahme von Wahlärzten bringe die Menschen dazu, über eine private Krankenversicherung nachzudenken. Es ginge den Kunden mittlerweile um kurze Wege zum Arzt, geringe Wartezeiten und eine gute Betreuung und weniger um die Sonderbehandlung im Krankenhaus, was früher oft das Motiv hinter dieser Versicherung war.

Großes Potenzial wird von AVM smart bei der Berufsunfähigkeitsversicherung gesehen. Hier betrage die Abdeckung in Österreich erst fünf Prozent, in Deutschland liege sie hingegen bei rund 60 Prozent. Auch bei der Pensionsvorsorge und der Pflege gebe es Aufholbedarf. Das seien Themen, die Kunden nur selten von sich aus ansprechen, sagt Arthofer.

Umfassende Information

Mit Erklärvideos, einem Podcast und einem Chatbot können Kunden sich allumfassend zu den von ihnen gewünschten Produkten informieren. Zusätzlich gibt es die Online-Beratungstermine, die auf der Homepage gebucht werden können. Mit einer App können Kunden die abgeschlossenen Verträge digital verwalten, die sie zuvor via digitaler Signatur unterschrieben haben.

Das Geschäftsmodell an sich bleibt trotzdem traditionell. AVM smart ist ein klassischer Makler, der für den Kunden verschiedene Angebote einholt und bei einem Abschluss eine Provision erhält. Dafür müssen Kunden keinen aufwendigen Versicherungsvergleich starten und bekommen mehrere Angebote mit unterschiedlichen Bausteinen vorgelegt. Erhält der Kunde wirklich nur das, was er braucht, kann sich das auch in der Prämie deutlich machen. "Bei Risikolebensversicherungen können sich die Prämien je nach Anbieter um bis zu 100 Euro unterscheiden", sagt Arthofer.

Demografie als Treiber

AVM smart ist laut Sebastian Arthofer eigenfinanziert und will organisch wachsen. "In fünf Jahren wäre es super, wenn sich unser Service gut etabliert hat und wir mit unserer Leistung wachsen können. Man muss nicht immer alles disruptiv verändern, oft reicht es schon, wenn man einen Service für Kunden einfacher macht", gibt Arthofer sein Ziel vor. Derzeit zählt der Makler mehr als 1200 aktive Kunden.

Wachstumschancen sehen die Brüder auch aufgrund der demografischen Entwicklung. In den kommenden zehn Jahren werden laut Arthofer viele Versicherungsvermittler in Pension gehen. Weil Versicherer aber vor allem bei den Personalkosten sparen werden, wird die Auslagerung der Beratung für viele Häuser ein großes Thema werden. Wer dann schon gut etabliert ist, könne wohl gewinnen. Ein erster Wink in diese Richtung ist, dass die Versicherer das Angebot von AVM smart offen aufgenommen haben sollen. (Bettina Pfluger, 23.5.2019)