"Pfingstrosen (Päonien, Motiv aus Albrechtsberg, 1904): Sogar der Kaiser lobte die Malkunst von Olga Wisinger-Florian.

Foto: Vera Eisenberger KG, Wien

Sogar der Kaiser gratulierte Olga Wisinger-Florian zu ihren gemalten Kohlköpfen: Die Künstlerin begegnete Franz Josef I. bei einer Ausstellung 1897, wie sie begeistert in einem ihrer Tagebüchern notierte. Das Leopold Museum richtet der ehrgeizigen Landschafts- und Blumenmalerin nun die erste Einzelschau seit 70 Jahren aus.

Ihr großartiger Alleenblick Der erste Reif hing bis vor kurzem noch bei der Konkurrenz, nämlich in der Belvedere-Ausstellung Stadt der Frauen. Wisinger-Florian zählt auch zu der dort versammelten Riege an Wiener Künstlerinnen, die nach 1938 von Kunsthistorie und Museen kaum gewürdigt wurden.

Am Kunstmarkt war die überzeugte Frauenrechtlerin indes seit jeher gefragt. So erwarb Rudolf Leopold ihr flirrendes Stillleben Feldblumen, das einen gepflückten Strauß wie vergessen am Wiesenboden darstellt. Mit solchen Bildschöpfungen bewies Wisinger-Florian eine Originalität, mit der sie sich von ihrem Privatlehrer Emil Jakob Schindler emanzipierte.

Großformatige Blütenballen

Die ausgebildete Konzertpianistin hatte erst mit 30 Jahren auf die Malerei umgesattelt, ihre Karriere in der Folge aber umso zielstrebiger verfolgt. Wisinger-Florian scheute keine großen Formate und ließ vor allem als reife Künstlerin kräftige Farben leuchten. Technisch virtuos zoomt sie Blütenballen heran, dann wieder erzeugen ihre Spazierwege perspektivische Tiefenzüge.

Erfolge führten die Wiener Apothekergattin bis in die USA, wo sie auf der Weltausstellung in Chicago 1897 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Ihre Zeitgenossen lobten oft ihre "männliche" Art, den Pinsel zu führen.

Im Leopold Museum liefert die große Küstenansicht Ulmenallee am Schwarzen Meer von 1911 ein filmgleiches Ausstellungsfinale. Wisinger-Florian erblindete bald darauf und verstarb wie der schicksalverwandte Claude Monet im Jahr 1926. (ns, 24.5.2019)