Nachdem im März bei mehreren Kindern in der südpakistanischen Provinz Sindh eine HIV-Infektion entdeckt worden war, hatten die Behörden im April beschlossen, alle Bewohner der Region rund um die Stadt Rato Dero zu testen. Mittlerweile seien mehr als 700 HIV-Infektionen bestätigt, sagt Behördenvertreter Sikandar Memon.

Drei Viertel davon seien Kinder im Alter von bis zu zwölf Jahren. "Die Resultate sind entsetzlich", so Memon. Mehrere medizinische Teams würden derzeit täglich bis zu 2.000 Menschen testen. Es bestehe die Sorge, dass die Zahl der Infektionen noch steige, sagte der Arzt und Vertreter der lokalen Gesundheitsbehörde, Masood Solangi. Rato Dero ist eine von Armut betroffene Stadt mit rund 200.000 Einwohnern.

Infizierte Nadeln

Gesundheitsexperten zufolge wurde das Virus durch die Wiederverwendung von infizierten Nadeln oder Skalpellen weiterverbreitet. Viele Pakistaner lehnen Tabletten ab und fordern bei gesundheitlichen Problemen Spritzen oder Infusionen, die sie als effizienter ansehen und oft in kleinen Hinterzimmern von schlecht ausgebildetem medizinischen Personal verabreicht bekommen.

Ihren Ausgang hätten die HIV-Infektionen von Sexarbeitern und Drogensüchtigen genommen, sagt die Ärztin Fatima Meeran, eine HIV-Expertin in der Region. Die unsicheren medizinischen Praktiken hätten sie zu einer Epidemie anwachsen lassen. Laut UN-Schätzungen waren 2017 rund 150.000 Menschen in dem 220-Millionen-Land HIV-positiv. (APA, 24.5.2019)