Hervorragende Umfragewerte für Bundespräsident Alexander Van der Bellen, gute Umfragewerte für Bundeskanzler Sebastian Kurz.

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Linz – Amtsinhaber Sebastian Kurz würde auch nach dieser innenpolitisch turbulenten Woche eine Bundeskanzler-Direktwahl haushoch gewinnen. 37 Prozent würden laut einer repräsentativen Umfrage des Linzer Market-Instituts unter 800 Wahlberechtigten ihre Stimme Kurz geben – SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner käme auf 22 Prozent. Beide Werte sind gegenüber der Vorwoche ziemlich unverändert.

Market fragte weiter, ob die um Experten ergänzte Regierung unter Führung von Kurz eine gute Lösung in der derzeitigen Situation ist. Das wurde von 62 Prozent der Befragten bestätigt.

Fragt man nach, ob diese Regierung im Amt bleiben oder durch das von der Opposition angekündigte Misstrauensvotum gestürzt werden sollte, dann kommt ebenfalls eine klare Mehrheit gegen den Sturz der Regierung zustande: 52 Prozent sind klar dagegen, dass Kurz gehen muss.

Nur 30 Prozent wünschen sich, dass die Regierung Kurz bei einem Misstrauensantrag gestürzt wird. 19 Prozent sind unentschlossen.

Market-Chef Werner Beutelmeyer: "Die rasche Nachbesetzung der von der FPÖ geräumten Ministerposten ist bei der Bevölkerung offenbar gut angekommen. Der Wunsch, diese Regierung loszuwerden, ist ein Minderheitenprogramm – und bringt vor allem die SPÖ in eine Zwickmühle: Jeder zweite SPÖ-Wähler will, dass seine Partei die Regierung Kurz stürzt – aber jeder vierte SPÖ-Wähler meint im Gegenteil, dass die Regierung vorläufig weitermachen soll."

In derselben Umfrage wurde auch erhoben, welche Personen "in den letzten Tagen ihrer Wahrnehmung nach eher einen guten Eindruck oder eher einen schlechten Eindruck hinterlassen" hätten.

  • Bundespräsident Alexander Van der Bellen führt die Positivliste an: 75 Prozent haben einen guten, nur 18 Prozent einen schlechten Eindruck vom Handeln des Staatsoberhaupts. Besonders positiv beeindruckt zeigen sich ältere und höher gebildete Befragte – überwiegend negativ bewerten Van der Bellen nur die eingefleischten Freiheitlichen. "Es gibt relativ viele Wähler am rechten Rand, die den Herrn Bundespräsidenten zutiefst ablehnen, was immer er sagt oder tut", analysiert Beutelmeyer.
  • Ebenfalls einen überwiegend guten Eindruck vermittelt Bundeskanzler Sebastian Kurz – von ihm sind 48 Prozent positiv beeindruckt, 45 Prozent negativ. Deutlich ist allerdings, dass das Agieren von Kurz bei Frauen überwiegend positiv, bei Männern überwiegend negativ bewertet wird. Klarerweise stößt Kurz bei SPÖ-Anhängern und Grünen auf Ablehnungswerte zwischen 65 und 70 Prozent, aber auch die Wähler der Freiheitlichen sehen sein Agieren zu 59 Prozent negativ (allerdings sind 33 Prozent mit Kurz zufrieden).
  • Bereits an dritter Stelle kommt Beate Meinl-Reisinger. Beutelmeyer: "Die Neos-Chefin hat mit ihrem klaren Bekenntnis gegen den Sturz der Regierung viel Aufmerksamkeit und Zustimmung gewonnen. 42 Prozent geben an, dass sie einen guten Eindruck von ihr haben, nur 28 Prozent haben einen schlechten."
  • Negativ ist dagegen die Bilanz der SPÖ-Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner: 30 Prozent hat sie einen guten Eindruck vermittelt, aber 51 Prozent einen schlechten. Beutelmeyer verweist darauf, dass Rendi-Wagners Werte sogar schlechter sind als jene des Grünen-Chefs Werner Kogler (32/31).
  • Der große Aufsteiger der abgelaufenen Woche ist allerdings Norbert Hofer: Nicht nur, dass er bei 42 Prozent einen guten Eindruck hinterlassen hat, er liegt auch in der Kanzlerfrage deutlich besser als Heinz-Christian Strache. Diesen hatten in den letzten Monaten nur acht bis zehn Prozent der Befragten als Wunschkanzler angegeben – Hofer jedoch wird von 16 Prozent als wünschenswerter Hausherr auf dem Ballhausplatz gesehen. Zu beachten ist allerdings, dass 48 Prozent einen ausdrücklich schlechten Eindruck von Hofer haben.
  • Strache hat mit seinem Agieren vor versteckter Kamera auf Ibiza (fast) alles verspielt: 87 Prozent haben einen schlechten Eindruck von ihm, fünf Prozent haben einen guten. Tatsächlich gibt es unter den Freiheitlichen einen harten Kern von 22 Prozent, der Strache weiterhin positiv bewertet.
  • Überwiegend negativ ist auch das Bild von Ex-Innenminister Herbert Kickl – 71 Prozent haben einen schlechten Eindruck von ihm gewonnen, in der FPÖ hat er allerdings überwiegend Fans. Auf die Frage "War die Entscheidung von Bundeskanzler Kurz richtig, die Entlassung von Innenminister Herbert Kickl zu veranlassen, oder war das ein politischer Fehler?" sagen 64 Prozent, Kurz habe richtig gehandelt, nur 24 Prozent sehen Kickls Entlassung als Fehler. (Conrad Seidl, 25.5.2019)
Bei einer Video-Umfrage unter der Woche in Wien-Favoriten bewerteten Passanten Kanzler Kurz unterschiedlich
DER STANDARD