Der ursprüngliche Titel der Bachelorarbeit hieß "Rasse und Stimme" und wurde später "entschärft", wie der Erstgutachter anmerkte.

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Graz – Jener externe Erstgutachter, der die rassistische Bachelorarbeit an der FH Joanneum als "sehr gut" klassifiziert hatte, ist jetzt am Max Planck Institut Leipzig, wo er zur Zeit wissenschaftlich arbeitet, umgehend beurlaubt worden. Der Gutachter und der Verfasser der Bachelorarbeit kannten einander von der Grazer Universität. Beide hatten ein Masterstudium im Bereich der Linguistik absolviert.

Initiiert hat die Reaktion des Max Planck-Institutes der renommierte Wiener Philosoph Josef Mitterer, der sich nach den Berichten des Standard über die rassentheoretische Bachelorarbeit kritisch an die Institutsdirektorin Angela D. Friederici gewandt hatte. Diese stellte daraufhin in einem Statement klar: "Die Inhalte der Arbeit entsprechen dezidiert nicht den Werten der Max-Planck-Gesellschaft und ihrer Institute. Wir haben den Mitarbeiter um Klärung des Sachverhalts gebeten. Es liegt uns eine Eigenerklärung vor, in der er sich von den Inhalten der von ihm begutachteten Arbeit distanziert."

Auch der an der Grazer Uni lehrende Linguist Ralf Vollmann hat Erklärungsbedarf. Er saß in jener Prüfungskommission, in der die Bachelorarbeit, der er wohlwollend zugestimmt hatte, aufflog. Er möchte aber klarstellen, dass er nur "eine andere Bachelorarbeit" des Studenten begutachtet habe und nicht die fragliche. Dennoch: Die Universität Graz hat von Vollmann eine Stellungnahme verlangt, zumal er in der Vergangenheit auch gemeinsam mit dem Bachelorstudenten publiziert hat.

Indessen formiert sich in rechten Foren (z. B.: sciencefiles.org) Solidarität mit dem FH-Absolventen. Da ist vom "linksextremen Gesinnungsmob" und "Spiegel Schmierfinken" die Rede – auch das Nachrichtenmagazin hatte die rassistische Arbeit gecovert. (Walter Müller, 25.5.2019)