Foto: AFP/Faith

Neben den Europa-Abgeordneten haben die Iren am Freitag auch ihre Kommunalregierungen bestimmt sowie in einem Referendum eine neuerliche Reform der Scheidungsgesetzgebung beschlossen. Statt wie bisher vier Jahre müssen Paare künftig nur noch zwei Jahre voneinander getrennt leben, ehe eine einvernehmliche Scheidung möglich wird. Das Votum mit 82,1 Prozent stellt eine erneute schwere Niederlage für die katholische Kirche dar, deren Einfluss auf der grünen Insel in den vergangenen Jahren stetig gesunken ist.

Da die Auszählung von Stimmen in der Republik wegen des Wahlrechts mit übertragbaren Einzelstimmen sehr langwierig ist, dauerte auch die Verkündung des Referendums bis in die frühen Morgenstunden des Sonntag. Das Ergebnis war landesweit eindeutig; selbst im ländlich geprägten Bezirk Monaghan lag die Zustimmung bei drei Vierteln. Die Beteiligung lag bei knapp über 50 Prozent.

Verpflichtende Trennungszeit

Das Vorhaben der konservativen Minderheitsregierung unter Premier Leo Varadkar (Fine Gael) hatte bei allen großen Parteien Rückhalt gefunden. Es sei darum gegangen, "das System nicht umzuwerfen, sondern menschlicher zu gestalten", erläuterte Kulturministerin Josepha Madigan. In dem einst tiefkatholischen Land war die Ehescheidung bis 1995 verboten. Seither galt die Trennungszeit von vier Jahren als verpflichtend. Die Scheidungsrate auf der grünen Insel bleibt im Vergleich zu anderen westlichen EU-Mitgliedern sehr niedrig.

Die Opposition für die neue Frist von zwei Jahren sowie die zukünftige Möglichkeit für das Parlament, ohne Verfassungsänderung weitere Liberalisierungen zu beschliessen, wurde vom Klerus angeführt. "Der Zweck des Referendums ist nicht die Unterstützung von Ehen, sondern die Liberalisierung der Scheidungsgesetze", konstatiert Bischof Denis Nulty, Bischof von Kildare und Beauftragter der irischen Bischofskonferenz für Ehe und Familie. Doch seit einer Serie von unappetitlichen Skandalen um Ausbeutung und Misshandlung von Kindern bis hin zu schwersten Sexualverbrechen ist die Macht der katholischen Kirche gebrochen. Wie bei der Abstimmung zur Schwulenehe vor vier Jahren stand sie auch diesmal mit ihrer Opposition auf verlorenem Posten.

Erfolg für Grüne

Bei den Wahlen hat die republikanisch-nationalistische Sinn Féin-Partei schwere Verluste erlitten und Dutzende von Sitzen in den Kommunalvertretungen verloren. In der Hauptstadt Dublin lag ihr Stimmenanteil um 12 Prozent niedriger, in der südwestlichen Großstadt Cork um 9 Prozent. Offenbar stehen auch die bisher drei Sitze im Europaparlament in Frage. Die Jahrzehnte lang vom früheren IRA-Terroristen Gerry Adams geführte Partei erhielt vor fünfzehn Monaten die Fraktionschefin im Dubliner Parlament Dáil, Mary Lou McDonald, als neue Vorsitzende. An ihrer Führungsqualität und der Blockadepolitik Sinn Féins im nordirischen Landtag gibt es erhebliche Zweifel.

Hingegen erleben die zu Beginn des Jahrzehnts beinahe schon totgesagten Grünen einen bemerkenswerten Aufschwung. In Dublin heimsten die Spitzenkandidaten der Partei in allen Stimmbezirken die meisten Stimmen ein. Insgesamt können die Grünen mit einem zweistelligen Ergebnis rechnen. Landesweit dürfte die größte Oppositionspartei Fianna Fáil (25 Prozent) wieder knapp vor Premier Varadkars Fine Gael (23) liegen. (26.5.19)